K's Choice
© Simone Sonderegger

Nichts für selbstverständlich nehmen

06. November 2017 – Passend zum fünfundzwanzigsten Jubiläum der Band steigen die Belgier von K’s Choice in einer reduzierten Formation auf die Bühne des X-Tra’s, um eine unplugged Version ihrer Lieder zum Besten zu geben.

Ein Artikel von Gastautorin Simone Sonderegger

Es ist ein Wagnis, sich an das Konzert einer Band zu begeben, die man a) noch nie live gesehen hat, und b) deren Texte die eigene Pubertät entscheidend mitgeprägt haben. Was soll eine Band nach besagten fünfundzwanzig Jahren noch mit mir zu tun haben? Ich wende dieselbe Taktik an, die sich vor dem Kinobesuch einer Verfilmung des Lieblingsroman empfiehlt, nämlich möglichst keine Erwartungen zu haben. So gelingt es mir, erst kurz vor Konzertbeginn nervös zu werden.

Die Sorge ist aber unbegründet. Die wenig beeindruckende Vorband Sophie Louise winke ich gedanklich durch und wappne mich für den Auftritt von K’s Choice. Die Frontfrau Sarah Bettens betritt zusammen mit Gitarrist und Bruder Gert Bettens sowie Pianist und „Brother from another Mother“ Reinout Swinnen die Bühne und zeigt von Anfang an eine ungebrochene Präsenz.

Der Szenenapplaus, der ihnen vor Konzertbeginn entgegenbrandet, fühlt sich an wie eine Standing Ovation, obwohl alle bereits stehen. Die Vorschusslorbeeren sind gerechtfertigt. Die vorwiegend alten Lieder sind erkennbar ab dem ersten Ton und fühlen sich wie die Wiederbegegnung mit einem alten Freund an. Durch die reduzierte musikalische Besetzung ist das Erscheinungsbild der Songs oft leicht verändert, dadurch ist die Begegnung nicht minder herzlich. Kollektiv werden Lieder nicht nur mitgesungen, sondern mitgefühlt. Ein gestandener 1.90m grosser Mann mit Bart hat Tränen in den Augen, eine Zuhörerin ersetzt das gefühlte aber leider fehlende Schlagzeug durch eine Luftversion desselben. Damit erntet sie die Zustimmung der Sängerin, die sie ermuntert weiterzumachen.

Zum Schluss treten die drei ohne Instrumente und Verstärkung an den Bühnenrand und singen mit geschlossenen Augen ein Lied. Der Saal ist mucksmäuschenstill bei dieser Darbietung, die die wahre Bedeutung von unplugged zeigt. Ein intimer Abschluss für ein berührendes Konzert.

Alles in allem bekomme ich bei diesem Konzert das, was ich mich nicht zu erwarten getraut hatte – ein Wiedersehen. Die Musik hat sich in fünfundzwanzig Jahren geändert, ich habe mich verändert. Und doch fühlte es sich wie Heimkehren an. Sarah sagte einmal zwischen den Liedern „we don’t take this for granted.“ Nein, ich auch nicht, auf keinen Fall.