Jonathan Jeremiah
© Natalie Steiger

Augen zu und… Augen auf!

Am Sonntag 24. Februar 2018, stand eine inspirierendes Rezept auf meiner Liste. Soul, Folk und eine Prise Singer-Songwriter. Jonathan Jeremiah im Kaufleuten, ob der Genuss aufging?

Kurz nach 20 Uhr treffen wir im Kaufleuten Festsaal ein. Die Leute schwatzen, es ist gut gefüllt, nicht ausverkauft. Meine Begleitung bekommt kurz Panik „nein jetzt sehen wir nichts“. Doch, Trick 77 anwenden. Vorne links hat es nämlich in der Regel immer Platz. Wirklich, egal wo ich ein Konzert besuche. Vorne links klappt es in der Regel immer ;)

Währenddem wir uns nach vorne schlängeln singt vorne Ruben Samama. Ehrlich gesagt hören wir ihn kaum, obwohl wir beste Sicht auf die Bühne haben. Das Publikum schenkt dem Musiker vieles, aber nicht seine Aufmerksamkeit. Er verschmelzt mit dem Licht und ich nehme ihn trotzdem nicht war. Um etwa 20.10 Uhr, nach ungefähr 30min (danke an die lieben Menschen vor mir) Spielzeit, ist das Set von Ruben Samama beendet.

Oha!

Die Umbauzeit ist kurz, kurz nach 20.15 Uhr geht es weiter mit dem Hauptact, Jonathan Jeremiah. Der aus London stammende Singer-Songwriter ist bereit, seinen Koffer für das Schweizer Publikum zu öffnen.

Eröffnet wird der Abend mit Hurt No More. Huch, denke ich mir. Der ist verdammt nochmal mit einer Stimme gesegnet! Es gibt Sänger die mühen sich auf der Bühne ab und dann gibt es solche Kaliber wie Jonathan Jeremiah. Stehen dort, geerdet und trotzdem schwebend. Seine Stimme bäumt sich vom ersten Ton an auf, fliesst dann langsam nach oben, um jeden einzelnen im Publikum zu umgarnen.

Die Kombination aus Folk, Soul und dem Singer-Songwriter Touch steht im Ausgezeichnet. Die Lieder die er Singt nehme ich ab, die Bewegung wirken weder aufgesetzt noch einstudiert. Alles kommt authentisch daher. Seine drei Streicherinnen verpassen jedem Song noch das gewisse etwas.

Grinsekatze meets Veggie-Sushi

Zwischendurch wendet sich Jonathan Jeremiah ans Publikum. Auch seine Sprechstimme ist herrlich anzuhören. Lachend meint er, „Ich wusste zu Beginn meiner Songschreiber Karriere nicht über was man eigentlich schreibt. Bis ich den Herzschmerz erfuhr.“

Das Publikum wird immer wieder eingebunden, singt mit. Ebenso ruft es ihm immer wieder Happiness. entgegen. „Ja, ihr wollt Happiness hören, noch nicht jetzt“ erwidert er lachend.

Bei dem Song U-Bahn (It’s not Too Late For Us) wird eine herrlich warme Stimmung versprüht, ich fühle mich wie eine Gurke umhüllt von Reis und einem Algenblatt. Wäre ich eine Veggie Sushi Rolle und müsste einen Song für mein Veggie Sushi Leben auswählen, wäre es genau dieser! So wunderbar geborgen.

Mit No-one hat er meine träumerisch-nachdenkliche Ader getroffen. Das Licht ist in violett gehalten. Und schwups, wurde der Moment von der Fantasie zerstört. Wieso auch immer kommt mir die Grinsekatze von Alice im Wunderland in den Sinn wie sie den Song singt und ich musste lachen. Ja, auch das kann es geben.

Kopfschütteln mal positiv

Kennt ihr das, wenn ihr immer wieder den Kopf schüttelt, aber positiv? À la, yes, das fühle ich? Bei Jonathan Jeremiah’s Konzert hat sich diese Bewegung wie ein roter Faden durchgezogen. Dazu noch die Augen verkneifen und den Mund verziehen. Nicht nur bei mir, auch bei meiner Begleitung.

Bei den Songs wie Good Day und The Stars Are Out, wippte die ganze Menge mit. Um etwa 21.30 Uhr wurde das Vergnügen beendet. Oh nein, jetzt schon? Das ist ein gutes Zeichen. Natürlich gibt es eine Zugabe.

Die komplette Band (3 Streicherinnen, Schlagzeuger, Bassist, Gitarrist) tritt nach vorne und bildet einen Halbkreis um Jonathan Jeremiah. Er beginnt mit seiner Gitarre Wild Fire anzustimmen und die Band singt mit. Was für eine schöne Akustik Version, schon fast kitschig! Am Schluss ruft das Publikum wieder Happiness entgegen, und Jonathan Jeremiah lacht. „Ja, jetzt bekommt ihr Happiness!“

Jonathan Jeremiah ist nichts für die Oberflächlichkeit. Er ist wie das Leben, voller Schätze und Abwechslung, man muss es nur zulassen. Definitiv ein Konzert, an welches ich mich gerne zurückerinnern werde.