Kelly Lee Owens
© Jonas Mehr

Keep Walking im Düdinger Nebel

Jeder Gang ins Bad Bonn ist irgendwie einzigartig. Auch am 09. November 2018, als Odd Beholder mit sphärischem Dream Pop und Kelly Lee Owens mit pulsierenden elektronischen Beats den Soundtrack zum nebelverhangenen Abend boten.

Der erste Höhepunkt des Abends, wenn auch nicht musikalischer Art, bot sich bereits auf der Anreise. Das Umland von Düdingen in dichten Nebel gehüllt, wurde der gut zwanzigminütige Marsch runter an die Saane zu einem kleinen Naturspektakel. Man lief im Nichts – und ins Nichts. Bekanntermassen ziert der Schriftzug „Where the hell is Bad Bonn?“ die Fassade des Musikclubs.

Relativ pünktlich gegen 21.45 Uhr begann das Musikprogramm des Abends mit den ersten Klängen von Odd Beholder. Das Projekt der Zürcher Sängerin Daniela Weinmann – sie hat wie Kelly Lee Owens eine Debüt-LP in der Tasche mit dabei – führt mit ihrem schön reduzierten Dream Pop im Elektrogewand in den Abend. Mit auf der Bühne: Martin Schenker, der das Album mitproduziert hat. Bereits vor elf Jahren habe sie zum ersten Mal hier gespielt, meint Daniela zu Beginn. Was von der Gegenwart an diesem Novemberabend bleibt: Ihre wunderbare Stimme, die dynamischen Stücke „über Digitalisierung und darüber, dass heute alles virtuell ist“ sowie der trockene Humor ihrer Ansagen.

In the Middle of Fucking Nowhere!

Kelly Lee Owens, zu Beginn noch in Kapuze gehüllt, begann ihr Set mit dem letzten Song ihres nach ihrem Namen benannten Debütalbums. Was auf dem Album Ausklang ist, war hier sanfter Einstieg in ihre ganz eigene Soundwelt. Ein sanftes Nicken, man solle doch von der Bar rüberkommen und eintauchen in ihre Musik. Es folgten mit Keep Walking, Lucid und Anxi. die poppigeren Stücke des Albums, nicht nur getragen von den Beats, sondern auch von ihrer Stimme, der sie live zusätzliche Freiheiten zugestand. Mit nahtlosen Übergängen steigerte sie zunehmend die Intensität, der Dream Pop wich den elektronischeren Stücken des Albums. Die Beats wurden markanter, die Stimmung des zu Beginn noch etwas zurückhaltenden Publikums ausgelassener.

Auch die Waliserin zeigte sich überrascht von der Lage des Musikclubs („We drove through fields!“), und schien umso erfreuter, welch grosse Menschenmenge sich trotzdem im Bad Bonn eingefunden hatte. Der Auftritt der neunundzwanzigjährigen: geradlinig, bestimmt, energetisch. Am Ende hätte man sich lediglich gewünscht, sie hätte noch ein paar weitere Songs angehängt. Eine Prognose sei hier jedoch erlaubt: Die Zukunft wird diesen „Makel“ von selbst aus der Welt schaffen.