Pablo Nouvelle
© Torvioll Jashari

Pablo Nouvelle – der Autodidakt

Am zweiten Gurtenfestival-Tag habe ich Pablo Nouvelle zum Interview getroffen. Was dem Berner ausser Kurztrips aller Art sonst noch gefällt, erfährst du hier!

Beim Vorbereiten bekam ich den Eindruck, dass du relativ häufig am Gurtenfestival anzutreffen bist. Erspielst du dir hier langsam einen Stammplatz?

Ich war, glaube ich, erst einmal als Pablo Nouvelle auf dem Gurten. Ich war halt vorhin schon mit den Gameboys da gewesen, das war meine vorherige Band, da waren wir mal auf der Bamboo-Bar und auf der Waldbühne. Sonst habe ich viel als Sideman bei den Hip-Hoppern gespielt, bei Eldorado-FM, Tommy Vercetti, Dezmond Dez, Glanton Gang, so bin ich eigentlich ein Stammgast.

Dann fühlst dich langsam ein bisschen wohl hier?

Ja, ich bin natürlich auch schon als Teenie immer hier hoch gekommen. Das war immer das Grösste.

In den Medien habe ich häufig gelesen, du seist eher ein Soundtüftler als ein Musiker. Wie siehst du das?

(lacht) Was ist denn der Unterschied?

Musiker im klassischen Sinne komponieren doch ihre Songs an der Gitarre und ein Soundtüftler probiert eher an den Synthies / Keys aus, ob da etwas Gescheites herauskommt.

Für mich ist ein Soundtüftler sicher nicht das, was ich bin. Für mich ist ein Soundtüftler jemand, der mit modularen Synthesizern wirklich Sounds kreieren würde. Ich bin zwar schon immer auf der Suche nach den Sounds, aber ich mache es mir manchmal einfacher und gehe nicht von Grund auf zur Sinuswelle und sage: So, jetzt mach ich das und das und das. Ich habe da andere Tricks, wie ich zu meinen Sounds komme. Bei mir geht es viel mehr um die Komposition und um den Song, so gesehen bin ich eher ein Musiker. Wenn ich mich hingegen mit den Profis vergleiche, mit denen ich zusammenspiele, welche die Jazzschule absolviert haben – die ich nicht gemacht habe –, da bin ich wiederum eher der Autodidakt, der seine eigene Sprache hat, der vielleicht halt mehr unique ist, aber vielleicht auch ein bisschen eingeschränkter. Leute, die das nicht studiert haben, können dann nur etwas, dafür können sie das auf eine eigene Art und ich denke, ich bin eher so einer.

In dem Fall hast du eine angemietete Band dabei?

Nein, die ist nicht angemietet, die ist Familie.

Ich habe auf YouTube, bis sechs Jahre zurück, Songs angehört und dort fanden sich hauptsächlich Features. Sieht man vielleicht heute Abend den einen oder anderen auf der Bühne?

Könnte sein, dass vielleicht jemand auftaucht… Und sonst – wir spielen ja sehr viele Konzerte – ist jeweils die Frage, wie man all diesen Stimmen auf dem Album gerecht wird. Früher hat mein Schlagzeuger gesungen, der ist jetzt leider nicht mehr dabei. Dafür habe ich jetzt eine Sängerin für die Gesangsparts und mein Gitarrist ist ebenfalls dabei, er spielt dazu noch Bass / Keyboard und singen kann er auch. Ich arbeite auch sehr viel mit Samples, auch live, so kann ich die Stimmen aus dem Original auch zersetzt einbauen.

Du hast so ein Loopgerät dabei, richtig?

Das ist nicht wirklich ein Loopgerät, das ist eine Machine, die ich benutze. Damit kann ich die Songs auch auseinanderschneiden und in sehr vielen einzelnen Teilen spielen. Es ist nicht ein Playback, ein Backing Track, der einfach läuft, sondern es ist alles ausgelöst in sehr vielen kleinen Bitzen, die sich wiederum einflechten in das Ganze. Aber an speziellen Orten wie auf dem Güsche kann es schon sein, dass vielleicht noch jemand vorbeikommt…

Auf wen freust du dich am meisten hier?

Ehrlich gesagt bin ich gar nicht so gross als Besucher hier. Gestern bin ich schnell raufgekommen um James Gruntz zu hören mit seinem neuen Set und seiner neuen Band, das war sehr gut. Gorillaz habe ich gesehen, die haben mich nicht so gepackt. Heute Abend höre ich mir noch die Rumpelstilzchen an, sie spielen auf der Bamboo-Bar, die jetzt Soundgarden heisst.

Und was hast du für die nächsten zwei Tage geplant?

Da gehe ich in die Berge.

Sehr schön! Wo bist du diesen Sommer noch anzutreffen?

Der nächste Ort ist Stadtsommer in Zürich. Die Stadt veranstaltet an verschiedenen Plätzen in Zürich Konzerte, an speziellen Orten, wo sonst eigentlich keine Konzerte gespielt werden, das ist sehr schön. Im August spielen wir in Köniz in dem schönen Liebefeld Park. Lukas, der Pianist von Lo und Leduc, organisiert da Konzerte. Ausserdem spielen wir im aargauischen Bremgarten und in Biel am Lakelive, das ist ein neues Festival am Bielersee. Ebenso treten wir in Locarno am Filmfestival auf, wir machen quasi eine Seen-Tour. Und das Letzte Konzert wird das Zürich Openair sein.