Kim Wilde
© Lara Schmid

Wilde Aliens im Theatersaal

Here Come the Aliens heisst das neue Album von Kim Wilde, welches sie aktuell der Welt präsentiert. Die bald Achtundfünfzigjährige Pop-Queen aus London macht auch in der Schweiz Halt und spielte am 03. Oktober 2018 im Zürcher Volkshaus. Kann die Pop-Queen aus den Achtziger Jahren noch immer mit ihrer Musik begeistern?

Das Erste, das einem sofort in die Augen sticht, als Kim Wilde die Bühne betritt, ist ihr aussergewöhnliches Outfit: Eine Leder-Corsage, die sogar aus der Ferne noch ausgesprochen unbequem zu tragen aussieht. Und als zweites: Diese Frau sieht mit ihren siebenundfünfzig Jahren noch immer frisch aus und versprüht eine unglaublich positive Energie! Wahnsinn! Los geht’s mit der typischen WildeschenArt. Songs wie Water on Glass, Kandy Krush und Cambodia laden zum Mitsingen ein, der Synthesizer füllt die Lücken zwischen den Gesangelementen. Alles sehr solide bis hierhin, dennoch mir fehlt der Überraschungseffekt.

Familienzeit

Den bekomme ich mit Solstice. Die Lichter gehen aus und Wilde singt nur in Begleitung des Pianos. Gänsehaut-Feeling pur! Einziger Wermutstropfen ist, dass ihre Stimme mit der Zeit zu zittern beginnt und etwas schwächer wird. Doch sobald die Band wieder einsteigt und die Background-Sängerin ihr wieder Halt gibt, ist die Gänsehaut erneut da. Dann wird die Band zum Biertrinken geschickt, auf der Bühne bleibt die Familie Wilde und zu dritt performen sie Hey Mr. Heartache. Die Background-Sängerin ist im Übrigen Kim Wildes Nichte und eine Klasse für sich. Sie profiliert mit einem – zugegebenermassen – ziemlich knappen Outfit, strahlt aber eine starke Präsenz aus. Gesangstechnisch lässt sich nicht sehr viel sagen nach diesem Konzert, aber auf jeden Fall hat sie ein super Körpergefühl und stiehlt ihrer Tante immer wieder die Show, wenn sie sich zur Musik bewegt. Ebenfalls mit in der Band ist der Bruder von Kim Wilde, der eine unglaublich sanfte und melodiöse Stimme hat, wie er bei Hey Mr. Heartache unter Beweis stellt.

Die Aliens werden uns alle holen…

Als die Band auf die Bühne zurückkehrt, werden die Lieder etwas schneller und mitreissender. You came bringt das Volkshaus zum Mitsingen und bei You Keep Me Hangin‘ On tobt die Halle vollends. Was für eine Stimmung! Darauf folgt der Titelsongs des aktuellen Albums, bei dem Kim Wilde mit einer neonfarbenen Miniknarre auf der Bühne steht. Sie erzählt von einer Begegnung 2009, bei der sie Aliens in ihrem Garten gesehen haben will. Und dass sie uns alle vor den Aliens beschützen will. Selbstironie? Oder glaubt sie wirklich daran? Eine Frage, die ich mir immer noch nicht beantworten kann…

Der Stimmung tut dies keinen Abbruch – im Gegenteil. Das Publikum ist begeistert. Als Zugabe folgt der Superhit Kids in America. Das Publikum johlt und singt begeistert mit. Selbst dann noch, als die Band die Bühne längst verlassen hat und die Lichter wieder angehen. Mit einem Lächeln im Gesicht verlasse ich den Konzertsaal und sehe bei den herausströmenden Menschen das gleiche glückseelige Gesicht.

Mein Fazit: Die Pop-Queen hat es noch immer drauf! Wenn es auch zwischenzeitlich etwas zittrige Töne gab, blieb die Stimmung bombastisch. Das Publikum hielt es nicht mehr auf ihren Sitzen aus und war ganz bei der Sängerin (und vielleicht auch etwas bei der Background-Sängerin). Das Konzert hat aber nicht nur dem Publikum gefallen: Es sah so aus, als würde auch die Band und vor allem Kim Wilde den Auftritt in vollen Zügen geniessen.