Goran Bregović
© Thomas Rodel

Beginnt der Balkan in Luzern?

Dies habe ich mich am 08. Mai 2018 auf dem Weg in die Leuchtenstadt gefragt. Goran Bregović und seine Wedding & Funeral Band gaben sich die Ehre und spielten im Konzertsaal des KKL Luzern. Ein Konzert, das ich in vielerlei Hinsicht nicht vergessen werde…

Als ich in der wohl schönsten und akustisch besten Tonhalle der Schweiz stand, wurde mir klar, dass dies kein Standardanlass des KKLs ist. Gegenüber den klassischen Konzerten war das Publikum hier sehr bunt durchmischt; von Menschen in schöner Abendgarderobe bis hin zu kurzen Hosen habe ich alles gesehen. Der Saal war nicht ganz ausverkauft. Um 19.35 Uhr war Konzertbeginn. Die beiden Trompeter starteten das Konzert nicht von der Bühne aus, sondern direkt aus dem Publikumsbereich.

In einem bestuhlten Konzertsaal ist es eher unüblich, dass man sich intensiv zur Musik bewegt. Doch schon nach wenigen Stücken konnte man die ersten zaghaften Tanzbewegungen im Saal ausmachen. Zuerst nur in den hinteren Reihen, anschliessend in den oberen Rängen, dann auf der Seite und nach etwa dreissig Minuten stand der halbe Saal und tanzte. Etwas verwundert nahm ich zur Kenntnis, dass diese Tanzbewegungen durch die Setliste unterbrochen wurden. Mit einem langsamen, melancholischen Tango wurden die Zuschauer wieder beruhigt und sie setzten sich mehrheitlich wieder hin – doch schon nach ein paar Stücken wurden die Gäste wieder durch die typischen Balkan Beats mitgerissen. Fast der gesamte Saal bewegte sich zur Musik. Da hat das Publikum richtig mitgefeiert. Ich bin überzeugt, dass dies nur sehr wenigen Künstlern im Konzertsaal des KKLs gelingt. Das werde ich so schnell nicht vergessen!

Was mir ebenfalls in Erinnerung bleibt, ist der Bandauftritt. Im zweiten oder dritten Song ertönte ein Triangel, den ich aber auf der Bühne nicht ausmachen konnte. Einige Minuten später begann ein Sousaphon zusammen mit dem Schlagzeug zu spielen, ohne dass sich irgendwer auf der Bühne regte. Da waren, meiner Meinung nach, ein paar Tonspuren eingespielt. Perkussion, Schlagzeug, Sousaphone und weitere Effekte kamen ab Konserve. Dies führte wohl auch dazu, dass die Band nicht immer ganz im selben Takt gespielt hat – in einem Saal wie dem KKL und den nicht ganz günstigen Eintrittspreisen erwarte ich eigentlich eine komplette Band und nicht vorproduzierte Linien, die durch die Band verstärkt werden. So entstand bei mir der Eindruck, dass die Spielfreude beim Wedding & Funeral Band nicht wirklich aufgekommen ist. Den meisten Leuten im Publikum schien das jedoch nichts auszumachen. Die Zuschauer haben gefeiert und die Stimmung war genial.

Nach etwas mehr als zwei Stunden ging der Abend mit einem der grössten Hits Goran Bregovićs – Kalashnikov – zu Ende.

Fazit: Das Publikum und die Stimmung haben mich begeistert, die Band leider nicht. Die Stimmung wäre in einem Konzertsaal ohne Stühle wohl noch besser.