Zucchero
© Lara Schmid

Zuckersüss in Locarno

Seit Monaten ist das Konzert von Zucchero am Moon & Stars ausverkauft. Und heute, am 15. Juli 2017, ist es endlich soweit: Adelmo Fornaciari alias Zucchero spielt unter freien Himmel auf der Piazza Grande in Locarno.

Bereits als ich in Locarno aus dem Zug steige, befällt mich Festival-Stimmung und Lebensfreude pur. Dies liegt sicher zu einem grossen Teil an den unglaublichen achtundzwanzig Grad in Locarno und der Vorfreude auf Zucchero. Dazu der fantastische See und die zauberhafte Kulisse der mediterranen Häuschen. Vergessen ist das kalte und regnerische Wetter im Flachland. Derart beschwingt folge ich den Menschenmassen. Auf meinem Gesicht entsteht eine Art Dauergrinsen – und beim Umschauen in der Menge fällt mir auf, dass ich nicht als Einzige so fühle.

Grosse Emotionen am Piazza Grande

Um kurz vor acht geht’s in Richtung Konzertbühne. Aufgrund der vielen Konzertbesucher dauert es eine ganze Weile, bis die Eingangskontrollen erreicht sind. Endlich drin! Obwohl noch sehr viel mehr Besucher hinter mir anstehen, scheint der Platz bereits voll. Als Vorband singt LP (Laura Pergolizzi) und heizt der Stimmung ordentlich mit Indie-Rock ein. Anfänglich noch ein wenig kritisch, aber spätestens mit Lost On You reisst mich LP komplett vom Hocker. Mit ihrer ausdrucksstarken Stimme vermag die Sängerin das ganze Publikum emotional, wie auch körperlich zu bewegen. Wer sie noch nicht kennt: Unbedingt reinhören!

Die Stimmung kocht also bereits. Dann wird Bella Musica von Nella Martinetti mit Lyrics eingespielt. Gefühlt die gesamten Besucher stimmen mit ein – grosses Kino.  Sehr schade war dann aber, das Zucchero an dieser Stelle nicht auf die Bühne kam. Es folgt eine Durchsage, dass das Konzert noch nicht starten könne, da zu viele Besucher noch vor dem Eingang stünden und kein Platz mehr hätten. So wurden alle Besucher gebeten vor- und zusammenzurücken. Aber dann – um halb zehn Uhr abends – erschien Zucchero samt seiner elfköpfigen Band auf der Bühne.

Vater des italienischen Blues

Mit den ersten Klängen tobt bereits das Publikum. Gefühlvolle Balladen werden abgelöst durch etwas Italo-Rock, zu dem man seine Hüften wieder etwas lockern konnte. Seine grössten Hits wie Baila Morena (Sexy Thing), Spirito DiVino / Stray Cat in a Mad Dog City durften natürlich nicht fehlen. Obwohl an dieser Stelle erwähnt sein soll, dass praktisch jeder seiner Singles und fast jedes Album in Italien auf dem ersten Platz landete. So sang auch wirklich jeder um mich herum alle Lieder mit und ich beginne zu verstehen, warum man den einundsechzig jährigen den „Vater des italienischen Blues“ nennt. Den fulminanten Abschluss machte die Zugabe Senza una Donna.

Ganz ehrlich Leute? Ich schäme mich schon fast, dass ich so viele Superlative in diesem Text verwenden musste. Aber das Konzert war Zucker pur. Die romantische Umgebung in Locarno, das geniale Setting am Piazza Grande. Dazu die rockigen, bluesigen und gospelartigen Songs von Zucchero, die einfach direkt ins Herz gehen. Und das Publikum, das aus vollem Herzen und mit italienischer Leidenschaft dabei war. Es war, als wäre Moon & Stars für Zucchero gemacht worden.