waldstock - openair spektakel
© Nina Salvador

Die kleine Fantasiewelt am Zuger Waldrand

Zum 18. Mal verwandelt sich der Waldrand in Zug ins idyllische waldstock – openair spektakel. Was das heisse Sommerwetter vom 03. bis zum 05. August 2017 wohl so alles anstellen wird am Wood – äh – Waldstock?

Da wo Gitarren Gesichter haben, die Vögel Caps tragen, Cervelats am Baum hängen, Weinflaschen an Lianen umwickelt sind und nackte Comic-Weiblein mit langen, roten Haaren auf einer Möhre fliegen – nein das ist kein Rausch, sondern die bildliche Beschreibung der Plakatgestaltung des Openairs. Ein kleines, feines Fest für Jung und Alt. Es ist ein friedliches Beisammensein, man kennt sich.

Anfahrt / Location

Da stand ich also. Gestrandet am Bahnhof Steinhausen, mitten in einem mir eher unbekannten Ort. Es war Freitag und die Uhr zeigte 18.00 Uhr, keine Menschenseele war in Sichtweite und die selbst gestalteten Schilder zeigten in Richtung Waldstock. Vorbei am Dorfkern, meterhohen Maisfeldern und grünen Wiesen. Erst beim Eingangsbereich erwartete mich dann eine Warteschlange von Kurzentschlossenen Zuger Festivalbesuchern. Leider sind davon viele leer ausgegangen, da die Tagestickets an der Abendkasse kurz später restlos ausverkauft waren – Gratulation! Nachdem ich bei der Security verneint habe, einen Landjäger mit dabei zu haben, liessen sie mich enttäuscht aufs Gelände passieren. Schön gelegen auf einem Wiesenlandstück, umgeben von Wald und Maisfeldern mit bester Aussicht auf Berge und See. Was will ich mehr?

Dekoration

Von weitem fiel mir bereits die kreative Dekoration des Festivals auf. Selbstgemacht und mit sehr viel Liebe zum Detail sind skurrile, fantastische und witzige Dekorationen entstanden. Neben einem kleinen Wasserfall beim Essensstand oder einer Aussichtsplattform auf einer kleinen Holzstammburg für „Burgkämpfli“, gab es überall Figürchen, Blumen und bunte Schilder. Auch ein kleiner Zeltplatz, ausgestattet mit einem dekorierten Tischtennisspiel zum „Aasuuge“ durfte auch nicht fehlen. Mein persönliches Highlight war eine Bar mit dem Namen Die geile Hummel, welche oberhalb eine Miniachterbahn mit einem Hummelgefährt installiert hatte. Sogar in der Nacht leuchteten die Buchstaben in Farbe.

waldstock - openair spektakel
© Nina Salvador
Essen und Getränke

Alles, was das Herz begehrt. An gut fünf Getränkebars gab es kühle Erfrischungen für die heissen Temperaturen. Von B wie Bowle bis W wie Waldstockbier alias „Wald Mandli“ war für den Durst gesorgt. Auch für den Gaumen waren Leckereien vorgesehen: Entweder frisch zubereitete Menüs, Grillspezialitäten oder selbstgemachte Crêpes. Für die bereits angeschlagenen Feierwütigen (Zentralschweizer wissen schliesslich, wie man feiert) brachte der Kaffeestand Abhilfe. Lediglich die Wespenplage auf dem Hügel war echt mühsam.

Musik & Film

Auf insgesamt zwei, gegenüberliegenden Bühnen wechselten sich die Musikkünstler des Tages mit ihren Performances ab.

Zéphyr Combo: Erinnern ein wenig an Musik vom Mittelalter. Gipsy-Klänge vermischt mit Chansons und aussergewöhnlichen Instrumenten. Von der Drehleier, zur Handorgel bis zum Akkordeon wurde alles gespielt und vorgeführt. Die heissen Temperaturen luden vor allem zum gemütlichen Mitwippen ein, ob stehend oder auf einem Strohballen sitzend.

Bibi Vaplan: Die Rätoromanische Künstlerin und ihre Band gaben auf der Bühne sinnliche, sowie melancholische Pop Songs zum besten. Dabei kamen in leidenschaftlicher, rätoromanischer Sprache ihre kleinen Erzählungen aus ihrer Heimat und dem Leben daher. Sehr erfrischend präsentierte die Wahlzugerin dabei ihr neustes Album Cul Vent (Im Wind) im herrlichen Dialekt. Grazia fitg!

Moes Anthill: Mit Gitarre und Banjoklängen startet Frontmann Mario Moe in eine Show zwischen Neo-Folk und Americana. Das neuste Album der fünfköpfigen Band Everyone gets a balloon, farewell see you soon! war neben Erzählungen eigener Waldstock-Erlebnissen, mit auf dem Programm. Und all das erst noch bei kitschigem Sonnenuntergang.

Film Nebelgrind: Ein berührender Schweizer Film übers Alter und das Vergessen. In mega gemütlicher Stimmung konnten die Besucher den Film auf der grossen Openair-Leinwand verfolgen. In einer lauen Sommernacht bei Mondschein, Aussicht auf die Hügel und den Zugersee und das Ganze auf Strohballen sitzend – hach!

Zu guter Letzt reihten sich dann um 22.30 Uhr nochmals eine Handvoll Partygänger beim Einlass ein. Nichtsdestotrotz, verabschiedete ich mich bereits und machte mich auf den Heimweg. Vereinzelt vergessene Fahrradlichter auf dem Feld wiesen mir im Dunkeln den Weg. Verfolgt von Stimmen aus dem Maisfeld, den zirpenden Grillen und den Kuhglocken stapfte ich querfeldein.