Trænafestivalen
© Jasmin Marti

Trænafestivalen 2018 – Ein Inselerlebnis mit Suchtfaktor

Vom 05. bis 08. Juli 2018 machten wir uns auf die lange Reise in den hohen Norden an das Trænafestivalen 2018. Was es auf dieser einsamen Insel in Norwegen alles zu entdecken gab und mit welchen Herausforderungen wir zu kämpfen hatten?

Die schlechte Nachricht zuerst: Das Trænafestivalen ist seit fast einer Woche vorbei. Die gute Nachricht: Ihr könnt euch bereits auf die kommende Ausgabe vorfreuen.

Übrigens, dunkel wird es am Trænafestivalen nie: Aufgrund des Polarkreises sind die Besucher während dem Mittsommer volle 24 Stunden mit Sonne beschenkt. Doch das ist sicherlich nicht das Einzige, was dieses Festival zu einem Erlebnis der Extraklasse macht!

Anreise
Die Reise an das Festival ist tatsächlich nicht ganz auf die leichte Schulter zu nehmen. Es empfiehlt sich dabei, die Verkehrsmittel frühzeitig abzuklären und entsprechend zu buchen. Wir haben mit der Planung bereits anfangs Jahr, also vor ungefähr sechs Monaten gestartet und dann peu à peu organisiert.

Flug
Zuerst geht es ab dem Flughafen Zürich in Richtung Flughafen Trondheim in Norwegen (mit Zwischenstopp in Amsterdam). Nach insgesamt etwa 3h Flugzeit haben wir das vorläufige Ziel erreicht. Ach ja – hab ich schon erwähnt, dass unser Gepäck leider nicht beim Zielflughafen angekommen ist?!

Zug
Ab Trondheim Flughafen geht es mit dem Bustransfer weiter in Richtung Bahnhof Trondheim. Wenn möglich, unbedingt ein wenig Zeit für Sightseeing im hübschen Städtchen mit einplanen. Gegen Mitternacht fährt dann der Nachtzug nach Mo i Rana ein, mit dem wir sieben bis acht Stunden unterwegs sind. Mit dabei beim verstellbaren Sitzplatz ist ein kleines „Schlafset“ mit Decke, aufblasbarem Kissen, Augenklappe und Ohrstöpsel. Ich hätte wirklich auf keines der Utensilien verzichten wollen, mit Nacken- und Rückenschmerzen ist am nächsten Morgen jedoch trotzdem zu rechnen gewesen.

In den frühen Morgenstunden sind wir da, Ankunft am kleinen Bahnhof in Mo i Rana. Viel hat es in dieser Gegend nicht, auch wenn es anscheinend die grösste Gemeinde in Helgeland ist. Immerhin lässt sich ein einziger geöffneter Ort mit heissem Kaffee finden – Glück gehabt!

Bus
Ungefähr drei Stunden müssen wir ausharren, bis der Bus kommt. Mehrheitlich heisst dies, mit den anderen norwegischen Festivalgängern auf dem Bahnhofsbänkli im warmen Inneren ausharren oder im besten Fall weiterschlafen. Der Festivalcar bringt uns dann in etwas über einer Stunde an das Ufer, wo unsere Fähre anlegt – Vehikel Nummer 4.

Boot
Wahrscheinlich ist Boot eher die falsche Bezeichnung für das Fahrzeug auf dem Wasser, tatsächlich ist es eher

eine Kreuzung zwischen Fähre und einem Segelboot. Seekrank darf man bei dem zweistündigen Fahrweg auf dem Wasser definitiv nicht sein. Vorbei an schönen kleinen Inseln mitten in der Nordsee geniessen wir den kühlen Fahrtwind.

Trænafestivalen
© Jasmin Marti

Ankunft Træna
Die norwegische Kommune liegt 65 km westlich der norwegischen Küste, wo auch der Polarkreis verläuft. Mit einer Fläche von nur 15 km2 ist es die kleinste in Norwegen und besteht insgesamt aus über 1000 kleinen Inseln, wovon nur Husøy, Selvær, Sanna, Sørsandøy und Nordsandøy bewohnt sind. Die Hauptinsel für das Trænafestivalen liegt auf der Insel Husøy, die ungefähr 380 der insgesamt 450 Einwohner zählt.

Publikum
Die Festivalgänger sind bunt durchmischt. Auffällig ist, dass doch mehrheitlich Leute im alternativen Stil unterwegs sind. Ebenfalls ins Auge stechen die farbenfrohe Ankleide sowie die wind- und wettertaugliche Kleidung (Wanderschuhe, Wanderhosen, dicke Wollpullover, windfeste Jacken, Mütze). Hauptsächlich kommen die Besucher aus Norwegen selbst, vereinzelt trifft man aber auch „Festivaltouristen“ aus den USA, Deutschland oder von sonst wo an.

Verpflegung

Trænafestivalen
© Jasmin Marti

Am Essens- und Getränkeangebot mangelt es keineswegs.

Die Bewohner leben hauptsächlich vom Fischfang. Hoch im Kurs sind deshalb die eigens gefangenen Tiere aus dem Meer – ob Fisch, Crevetten oder Wal, das Sortiment an Meeresfrüchten ist enorm. Auch ich habe mich an die eine oder andere Spezialität der Insel gewagt, wie zum Beispiel Crevetten-Sandwiches, einen Wal-Wrap oder auch leckeres, eher undefinierbares Geschnetzeltes.

Auf der überschaubaren Insel gibt es einen Supermarkt / Tante-Emma-Laden namens „Joker“. In diesem Shop findet der Besucher alles, was man für ein Festival so braucht; sogar Schlafsäcke oder Werkzeuge gehören zum Sortiment. Dementsprechend wird der Laden während des Festivals überrannt.

Trænafestivalen
© Jasmin Marti

Auf dem Konzertgelände selbst finden sich diverse Verpflegungsstände, allerdings mehrheitlich auf Norwegisch angeschrieben. So entziffern wir die angebotenen Speisen teilweise korrekt und teilweise wurden wir nicht wirklich schlau daraus – Englischkenntnisse bringen dort nicht alle gleich gut mit.

Kosten
Die Preise sind im Norden allgemein eher hoch, für norwegische Verhältnisse sind die geforderten Beträge auf der Insel jedoch absolut human. Die Währung Norwegische Kronen NOK (circa 1:12) ist mit seinen zusätzlichen Nullen zwar gewöhnungsbedürftig, aber am besten zahlt man dort sowieso mit Karte – Bargeld wird teilweise nicht akzeptiert. Die Anreise ist da definitiv einer der teuersten Posten! Wer an diesem einzigartigen Event teilnehmen möchte, sollte sich übrigens schnellstmöglich eines der begehrten Tickets sichern.

Unterkunft
Der Festivalgänger hat die Wahl zwischen standardmäßigen Camping,

einem Schlafplatz in der Turnhalle (in einem bescheidenen Festzelt mit Matratze und Bettzeug, dafür relativ ruhig und warm) oder sogar im etwas edleren und dementsprechend teuren Stil in einem Gästehauszimmer. Mit einer eigenen Yacht oder eigenem Segelboot hätte man natürlich auch seine Vorteile, da es einen extra Hafen für Schiffsbesitzer gibt.

Trænafestivalen
© Jasmin Marti

Locations
Die Hauptbühne liegt gleich neben der Turnhalle auf dem inseleigenen Fussballplatz mit einer 0815-Bühne wie man sie halt so kennt. Ebenfalls in das Ganze miteinbezogen wird die örtliche Kirche, wo Konzerte im intimen Rahmen stattfinden.

Mein persönliches Highlight sind die Konzertlocations am Samstagnachmittag auf der Insel „Sanna“ gleich

Trænafestivalen
© Jasmin Marti

nebenan. Es wird zwar ein Extraticket für die Bootsfahrt benötigt, lohnt sich jedoch allemal. Nach einem doch eher anstrengenden Marsch auf den Höhepunkt des Felsens, erwartet einen dort nicht nur eine fantastische Aussicht, sondern auch eine musikalische Einlage. Die Zuschauer hocken sich auf die umliegenden Felssprünge, in die Wiese oder auch einfach auf den Boden.

Weiter geht es dann mit dem zweiten Konzertweiter unten in einer faszinierenden und historischen Felshöhle

umgeben von unberührter Natur. Die Akustik ist brillant und die Atmosphäre einfach nur atemberaubend!

Musik

Die Musik ist bunt gemischt, von Rap über Pop bis hin zu Symphonic Metal und Party-DJs ist alles mit dabei. Es sind hauptsächlich norwegische Künstler, was der Musik noch einen Hauch von Extravaganz verleiht. Meine persönlichen Musikhighlights sind dabei die Bands Gåte (Symphonic Metal), Ezzari (Rap), Moddi (Folk und Pop) und Demokratisk Dansegulv (DJ).

Trænafestivalen
© Jasmin Marti

Side-Programm
Unbedingt die Wanderschuhe einpacken! Auf der Insel gibt es ein paar sehr schöne Plätzchen zu erkunden, bei welchen allerdings auch entsprechende Kleidung benötigt wird. Ob eine Mini-Wanderung zum höchsten Fels (98 m) auf der Insel oder eine Insel-Umrundung, die Aussicht ist jedes Mal aufs Neue überwältigend.

Am 05. Juli hat auch noch der „Trænathlon“, wo man sich bei Bedarf sportlich austoben konnte durch vollen Renn- und Schwimmeinsatz – just for fun.

Durchaus kann man sich auch lediglich an einem schönen Plätzchen in der Natur ausruhen und die Seele baumeln lassen, sich einen Kaffee beim besten Kaffeemobil der Insel gönnen oder sich ein Kajak für einen Ausflug auf das Meer leihen. Ganz nach eigenem Gusto (oder nach Verfassung) eben.

Trænafestivalen
© Jasmin Marti

Fazit
Trænafestivalen 2018 – du warst toll!

Zurück in der Zivilisation angelangt, ist mir die ersten Tage alles ein bisschen zu viel: Zu viele Menschen, zu viele Städtebauten, zu hohe Temperaturen – ein Stimmungstief nach einem solchen Erlebnis wird uns wohl nicht erspart bleiben. Zu erwähnen ist übrigens noch, dass unser Gepäck zwei Tage später tatsächlich auf der abgelegenen Insel zu uns gefunden hat – hätte ich ehrlichgesagt nicht für möglich gehalten.

Nichtsdestotrotz, war es alle Strapazen und die lange Reise allemal wert – ein unvergessliches Erlebnis hat sich hiermit in mein Herz einen eigenen Platz erschlichen…

Vi ses! ☺