The Slow Show
© Nadine Meier

Nur der Paradiesvogel war spannender

„Erfolg bedeutet für uns, wenn die Leute wirklich zuhören“, sagt Rob Goodwin, Frontsänger der Band The Slow Show. Das war am Montagabend, 21.11.2016, im Plaza gar nicht so einfach. Obwohl man weiss, auf was man sich einlässt, wenn man ein Slow Show Konzert besucht, war es ungewohnt unaufgeregt.

Nach einem überraschenden Auftritt des Zürcher Musikers Rio Wolta, eröffneten The Slow Show den Abend mit dem Song Strangers Now. Das Markenzeichen des Sängers, das Beret und der tiefe V-Ausschnitt, sind mir schon an den Winterthurer Musikfestwochen aufgefallen. Anders war damals nur, dass er dort barfuss auf der Bühne stand. Das konnte ich dieses Mal leider nicht überprüfen – das Plaza war voll, ausverkaufte Bude, und heiss. Trotzdem blieb das Publikum erstaunlich lang ruhig und lauschte seiner Stimme, eine tiefe, sonore, und unverwechselbare Bariton-Stimme.

Es hätte noch lange so weitergehen können… Doch irgendwann wurde selbst das sanfteste Musikerherz unruhig – meines inklusive. Nachdem ich vom einen auf den anderen Fuss getreten bin und befand, das Konzert wäre angenehmer im Sitzen, fragte ich mich auch: wo sind die sich anbahnenden Höhepunkte, die epischen Choreinlagen, die Streicher, die Klangwände, die sich langsam aufbauen, um dann am Ende wieder aufzubrechen und sich auflösen? Wo ist die Fähigkeit der Band, das Publikum gefangen zu nehmen, den Alltag vergessen zu machen?

Eine Distanz, die sich nicht zu überwinden scheint – eine unsichtbare Mauer, die nicht weichen will, steht zwischen dem Publikum und der Band. Liegt es an den Erwartungen? Oder woran?

Trotz fehlender Atmosphäre geht es erstaunlich lange, bis eine kleine Unruhe durchs Publikum weht. „Ist das ein Paradiesvogel?“ fragt jemand hinter mir und meint damit die Malereien, welche die Bühne des Plaza umgeben. Die Antwort hörte ich nicht. Später scheinen sie die Antwort gefunden zu haben. Aus der gleichen Ecke tönt es: „Es ist eine Mischung zwischen einem Kolibri und einem Paradiesvogel“.

Dass die Bühne umgebenden Malereien spannender sind, tut mir leid für die Band. Vor allem, wenn ich mir das Zitat vom Anfang des Textes in Erinnerung rufe. Doch auch ich habe mich ein paar Mal ertappt, dass ich zusammen mit dem Klangteppich der Band in die Malerei abgetaucht bin. Dass sich das Barpersonal dann noch in normaler Lautstärke angeregt unterhalten und mit den vollen Harassen hantiert hat, fand ich dann doch ein wenig respektlos.

Bei den letzten  Songs ist dann endlich eine kleine Auflockerung zu spüren. Bei Flowers to Burn kommt Bewegung in die Band und das Publikum. Die Lautstärke hebt sich ab von der letzten Stunde, das Schlagzeug darf ein wenig mehr, die Trompete ein wenig lauter.

Dann ist aber auch schon wieder fertig. The Slow Show weist das endlich aufgeblühte Publikum in ihre Schranken zurück, als sie Lucky You, Lucky Me anstimmt. Ein wunderschöner Song, ohne Zweifel, aber doch auch ein wenig so, als müsste man alle Energie im Raum augenblicklich wieder im Keim ersticken.

Ich hatte den Luxus, das bei diesem Konzert ein Mitschreiber des Blogs anwesend war. Nach dem Konzert, die ziemlich ernüchternde Nachricht von ihm: „Ich fand die letzten 20 Minuten des Konzertes gut. Ansonsten eher langweilig. Was findest du?“ Wirklich etwas dagegen halten konnte ich leider nicht.