The Monsters , Helsinki
© Patrick Principe

Low on Lyrics and even lower on Poetry

Sex, drugs and a band who burns every stage down, und zwar wortwörtlich! The Monsters aus Bern beehrten Zürich an der ersten kalten Winternacht des Jahres.

Der Schnee hatte sich zwar an diesem Samstag, 05. November 2016 mittlerweile verzogen, dennoch drohte akute Glatteisgefahr – was aber die dreihundert Fans im ausverkauften Helsinki Klub nicht von einem Besuch abhielt. Draussen schmolz das Eis, drinnen die Wände.

Beim letzten Auftritt in Zürich sollen es über fünfhundert Gäste gewesen sein, im ehemaligen Kinski Klub an der Langstrasse. Der Alternative-Nachwuchs war dieses Mal begierig, insbesondere hatte es Zuhörer aus der älteren Generation. The Monsters waren aber nicht allein unterwegs und so durfte man zunächst The Seniles zuhören. Die Zürcher feierten ihr zehnjähriges Bestehen, was gibt es besseres als diese zwei Bands zusammen? Keine Ahnung vielleicht Céline Dion?

Nach kurzer Wartezeit ging es los, The Seniles waren an der Reihe. Das Quintett hat ein neues Album am Start, Stirb du Hipster, mein Kollege kaufte es sofort, die Platte ist limitiert. Die Mischung aus Garage-Punk und Post-Punk mit politisch sehr korrekten Texten auf Schweizerdeutsch kam energievoll aus den Boxen. Mit fünf Mann auf der Bühne wurde es eng, dafür kamen die nackten Oberkörper posierend zur Geltung. Hier erfreute sich besonders Sänger Alain, mit dem Dead-Kennedys mässigen Singalongs und aggressivem Hardcorde Geschrei, aber immer wieder mit eingängigen Passagen und Chorus ausgestattet. Allerdings war die Mucke für ein paar der anwesenden vielleicht etwas zu laut. Dennoch ein überzeugender Auftritt der wahrscheinlich letzten real Punkrockers der Schweiz!

Danach dauerte es ein klein wenig länger, bis der Mainact seine Position einnahm. Eine der einzigen und ersten Band, die ich kenne mit zwei Schlagzeugern auf der Bühne. Die Grossfamilie The Monsters war los! So etwa gegen 23 Uhr ritt der selbsternannte „Garage Punk and Primitive Rock’n’Roll“ seine erste Attacke.

Die fünf nicht mehr ganz jungen Herren konnten das Helsinki schon mit ihrem Intro ganz in ihren Bann ziehen. Als Einstieg wurde I Can’t Stop gewählt. Nach fünfzehn Minuten wurde ein Kollege spontan auf die Bühne gerufen, mit mässigem Erfolg (Singen kann man nämlich dem nicht sagen was er macht). Shouter Beat-Man, der Frontman von The Monsters, wird sicher nicht den Schönheitspreis gewinnen, dafür ist er ein geborener Entertainer, der zwischen den Songs immer wieder mit dezenten, netten Anekdoten unterhält.

Die gesamte Trash, Rock’n’Roll Truppe macht immer noch einen hungrigen Eindruck wie am ersten Tag, obwohl sie schon ein paar Tage mehr zusammen musizieren. Die Zuschauer hatten ihren Spass, es wurde gehüpft, gepogt, gedivet und vor allem das alte Crowdsurfing Spiel bis zum Exzess ausgeübt.

Somit glich das Helsiniki bis in die hinteren Bereiche einer Sauna, in der sich haufenweise Energie und Alkohol freisetzte. Für solch einen wilden Sound wahren überraschend viele Damen im Publikum. Nach einem ausgedehnten Hauptteil, konnte der Zugabeteil mit Smashern wie Don‘t Burn The Witch oder Leave Me Alone das Letzte aus den noch jung gebliebenen Fans herausholen.

Was zum Schluss bleibt: Die von Beat-Man Kreissägenstimme, zwei Schlagzeuger die wie Maschinengewehre auf die Kesseln schlagen und der dezente, zurückhaltende Bassist mit Zigarette im Mund und mit einem Grinsen bis zu den Ohren – der so nebenbei auch noch fast die Bühne abfackelte, es heisst er muss rauchen um spielen zu können…

Ganz einfach eine einzigartige Show, ein einzigartiger Musikstil, was heutzutage nur noch sehr selten vorkommt. Man muss sie einfach mal LIVE gesehen haben, gehört zur Allgemeinbildung!