Das Stars in Town Festival ging am Dienstag, 07. August 2018 in die neunte Runde. Mit von der Partie am Eröffnungsabend waren The Beauty of Gemina, Gotthard und die Stars von Nightwish. Wie sehr die Zuschauer in der idyllischen Schaffhauser Altstadt wohl verzaubert wurden?
Es ist so heiss! Diesen Satz habe ich heute Abend bestimmt schon gefühlte hundert Mal gesagt, denn die 30°C stauen sich in der Altstadt und bei einem solchen Menschenandrang natürlich immens. Der Hitze zum Trotz spendiere ich mir deshalb gleich nach Ankunft in Schaffhausen ein selbstgemachtes Zimteis an einem Stand in der Altstadt. Knapp nach 18.00 Uhr herrscht hier bereits reges Treiben, die Leute versammeln sich um die leckeren Foodstände und die Bierausschenke kommt schon fast nicht mehr nach zwecks Durstapokalypse.
Beim Vorbeischlendern in Richtung “Welcome Desk” kommt man an der “Startrampe” vorbei, wo junge Musiktalente ihr Können beweisen. Da diese Gratiskonzerte kein Festivalticket voraussetzen – und weil es natürlich auch gute Mucke ist – versammeln sich die Leute vor der Bühne zu einer Traube. Beim Reinhören schnappe ich gerade ein paar Songs von Annie Taylor aus Zürich auf. Dreckig-rockiger Psychedelic-Sound wie ich es mag. Weiter geht es nun auf direktem Weg ins Festivalgelände nebenan. Wie schon vom Besuch letzten Jahres bekannt (die einen von euch erinnern sich vielleicht noch an meinen Konzertbesuch bei Bryan Adams), sind die Festivalmitarbeitenden und die Security gewohnt freundlich und angenehm. Bisher läuft alles wie am Schnürchen und da bin ich auch schon mitten auf dem Festivalgelände. Vor allem im Blickfeld ist der grosse Bar- und VIP-Bereich auf der linken Seite, am Rand befinden sich weitere Verpflegungsmöglichkeiten. Ebenfalls marketingtechnisch nicht zu übersehen ist ein gewisser Alkoholbrand mit bekanntem orangenem Mixgetränk – perfekt zum Apéro(l). Glücklicherweise verlaufen die Stehplätze höhentechnisch versetzt nach unten, da die Bühne im niedrigeren Bereich aufgestellt ist – optimal für die Sicht der etwas kompakter geratenen Menschen wie mich.
The Beauty of Gemina (CH)
Seit zehn Jahren stehen The Beauty of Gemina nun schon auf der Bühne. Die Dark-Wave-Band um Michael Sele kann mit ihren bisweilen sechs Studioalben schon eine breite Song-Palette in ihren Shows präsentieren. Leider höre ich davon allerdings nur noch die letzten Klänge als ich am Ort des Geschehens eintrudle.
Gotthard (CH)
Heimspiel. Die erfolgreichste Schweizer Rockband Gotthard ist dieses Jahr wieder vermehrt an von mir besuchten Anlässen vertreten. Die Defrosted Tour scheint gut anzukommen und mittlerweile hat sich auch Nic Maeder gut etabliert und das schwere Erbe von Steve Lee nach bestem Wissen und Gewissen fortgeführt. Die Bandmitglieder witzeln ein bisschen auf der Bühne herum und können sich nicht recht entscheiden zwischen Schweizerdeutsch, Hochdeutsch oder Englisch – nun ja, Hauptsache die Zuschauer verstehen sie. Die obligaten Lieder, wie One Life, One Soul, Anytime Anywhere oder Lift U Up wiedergeben sie vor einer Hintergrundszenerie aus der tiefsten Winterschneelandschaft. Ebenfalls wird der Melancholieknüller Heaven als Andenken an den früheren Leadsänger angestimmt und lautstark aus den Publikumsrängen unterstützt. Eine solide Show von Gotthard, bei welcher es für meinen Geschmack etwas an Emotionen gefehlt hat.
Nightwish (FI)
Meine Nervosität steigt ins Unermessliche. Ständig habe ich das Gefühl doch noch einmal zur Toilette gehen zu müssen, um dann ja auch ganz sicher keine Sekunde der bevorstehenden Show zu verpassen. Das Bier in der Hand half da natürlich nur gering. In der Zwischenzeit ist es bereits wieder drei Jahre her, seit ich die nordische Band zum letzten Mal erleben durfte, auch dazumal schon mit der neueren Frontsängerin Floor Jansen, die seit ein paar Jährchen für gesangliche Unterstützung sorgt.
Mit so hohen Erwartungen, beziehungsweise so grosser Vorfreude ins Rennen zu gehen, ist natürlich ziemlich riskant. Nichtsdestotrotz kann mich nichts daran hindern und ich bleibe erfreut-skeptisch gespannt auf das mir Gebotene.
Nightwish gilt wohl als eine der erfolgreichsten Symphonic-Metal-Bands der Welt und ist seit gut zwei Jahrzehnten unterwegs. Liebhaber von Fantasie und Magie finden an ihren Konzerten vollste Erfüllung und können in den kreierten Traumwelten schwelgen. Dieses Jahr kommen die Finnen sogar direkt vom weltweit grössten Metal-Festival Wacken ins charmante Schweizer Städtchen Schaffhausen.
Die Bühnenlichter werden gedimmt, die Unruhe bei den Fans steigt. Dann endlich tritt die Bandbesatzung mit Floor Jansen und Marco Hietala auf die Bühne und startet sogleich mit dem Knüller The End of All Hope. Stimmtechnisch sind zwar noch etwas Startschwierigkeiten vorhanden, dies sei ihnen aber verziehen. Die nächsten Hits, wie Wish I Had An Angel, Élan oder auch Amaranth folgen. Sogar ganz tief gewühlt hat die nordische Truppe in ihrem Sammelsurium an Songs: Das alte Prachtstück Gethsemane wird hervorgekramt – wow. Währenddessen zeigen sich auf dem Backdrop fantastische Motive, die zum Träumen einladen – passend zur epischen Musik und dem jeweiligen Songtext. Ein paar Feuerpyros auf der Bühne dürfen nicht fehlen. Mit Nemo wird dann schliesslich ganz schweres Geschütz aufgefahren: Mein Einstiegssong in dieses Musikgenre in Jugendjahren. Erinnerungen von anno dazumal kommen hoch. Simultan zu Floor muss ich erst einmal tief durchatmen, glücklicherweise geht es meinen Kollegen nebenan ziemlich ähnlich. Eine Wahnsinnsshow!
Setlist vom 07.08.2018
Intro (Countdown Timer, 1 Minute)
End Of All Hope
Wish I Had An Angel
10th Man Down
Come Cover Me
Gethsemane
Élan
Sacrament Of Wilderness
Amaranth
I Want My Tears Back
Devil & The Deep Dark Ocean
Nemo
Slaying The Dreamer
The Greatest Show On Earth (Chapter II: Life; Chapter III: The Toolmaker)
Ghost Love Score
Outro (The Greatest Show On Earth – Chapter IV: The Understanding)
Ob es in der Zwischenzeit abgekühlt hat? Keineswegs! Dem Hitzeschlag bin ich dank der magischen Showeinlage von Nightwish und genügend Flüssigkeit zwar knapp entkommen, heiss zumute ist es mir nun in den kühleren Abendstunden jedoch umso mehr nach diesem Festivaltag! Für Nightwish-Fans gibt es übrigens jetzt schon Entwarnung vor zu langer Abstinenz: Am 22. November 2018 könnt ihr die Truppe mit einem Besuch im Hallenstadion in Zürich beehren. Zum Schluss bleibt mir noch zu sagen, dass das Festival Stars in Town seine Künstler-Varietät weiterhin verfolgen soll und wir somit auch in den nächsten Jahren mit spannenden und abwechslungsreichen Acts berieselt werden – see you next time!