Stallion
© Lara Schmid

Ur-Metal auf Speed

Am 12. Januar 2018, spielten Stallion im Gaswerk Winterthur. Die Ansage war klar und deutlich: Stallion wird abrocken und unsere Köpfe werden zu verrücktem 80er Metal Sound bangen. Doch kann die Band halten, was sie verspricht? Ich werde es rausfinden…

Im Gaswerk angekommen, frage ich mich als erstes, ob ich mich in der Zeit geirrt habe. Es ist ziemlich leer – sprich ungefähr zwanzig Leute stehen etwas verloren vor der Bühne rum. Ich geselle mich dazu und warte ab. Als die Vorband auf die Bühne kommt, weiss ich, dass ich nicht zu früh war. Ein paar wenige Nasen sind in der Zwischenzeit noch dazugestossen. Final Crusade ist die Vorband und legt los. Solide Rhythmen und konstanter Heavy Metal folgen. Leider ist der Sänger kaum zu hören.

Wenns einmal schief läuft…

In der Halbzeit fällt dann auch noch das Doublebass (Fussmaschine) des Schlagzeugers aus. Das ist leider auch klar zu hören. Der Sänger Marco Wernli versucht den Auftritt zu retten, aber insgesamt wirkt er sehr unsicher und bespricht sehr viel mit seinen Bandkollegen und wendet dabei dem Publikum seinen Rücken zu. Als dann auch noch der Drumstick aufgibt, ist das Chaos komplett. Die Zuschauer machen sich nun auch etwas lustig und schlagen lautstark vor, dass sie doch Let It Be von den Beatles singen sollen, dafür bräuchten sie keinen Schlagzeuger. Neben mir steht  jedoch der grösste Fan der Band – eine Stunde lang schreit er: „Battlefield“. Und zum Schluss wird er mit diesem Song belohnt. Immerhin hat’s ihm gefallen…

Schrill, schriller, Stallion

Nach einer kurzen Pause erklimmt dann der Headliner die Bühne. Die Bühnenpräsenz von Stallion ist unübersehbar. Die fünfköpfige Band ist optisch definitiv ein Hingucker. Alle tragen voll bestickte Kutten und haben ihre langen Haare im Stil der 80er gestylt. Dabei sind die Leggins von Frontsänger Pauly derart schrill und schräg, dass mir erst viel später auffällt, dass er über die Leggins noch ein Tanga aus Metallperlen trägt. Huch…

Die Musik ist ähnlich wie der Kleidungsstil: sie fallen auf, sind schrill, einfach anders und vor allem, laut und schnell! Die Gitarren kreischen mit dem Sänger um die Wette und die Köpfe der Band hören im Prinzip nie auf zu kreisen. Es reisst definitiv mit. Ebenso spürt man die Energie und die Begeisterung der Band für das, was sie tun. Hut ab für diesen authentischen Auftritt! Musikalisch erinnern sie ein wenig an Mötley Crue im Zeitraffer: Metal in seiner Urform auf Speed.

Der Abend ist zu Ende und die eher bescheidene Anzahl der Besucher löst sich rasch auf. Bei der Vorband lief etwas zu viel schief, um Stimmung aufkommen zu lassen. Stallion war zwar auftrittstechnisch überzeugend – aber ich war nicht komplett mitgerissen von ihrer Musik. Dennoch war es ein sehenswerter Auftritt und ich bin mir sicher, dass ich nicht so bald wieder einen Metall-Tanga sehen werde.