Sportfreunde Stiller
© Sandro Innella

Wir waren nie die erste Wahl

Sex, drugs und die fehlende Bierhalle!

Da sind sie die Jungs von Sportfreunde Stiller. Der Frontman Peter Brugger ist zwar nicht der beste Sänger, aber ein hervorragender Entertainer. Es ist eigentlich kaum möglich, sich dem Charme der Sportfreunde zu entziehen, wenn sie live auf der Bühne stehen. Mit diesem spitzbübischen, entwaffnenden Lächeln, wenn sie ihre Indie-Rock Hymnen ins Publikum schmeissen und den Abend feiern, als gäbe es kein Morgen mehr.

Die Band die ursprünglich 1995 das erste Mal unter den Namen Stiller auftrat, eröffnete das Konzert am 14. Januar 2017 um 20 Uhr, im ausverkauften Kaufleuten Saal. Zugleich war es das grosse Finale nach der langen Tour, weitere Konzerte sind erst wieder im Mai 2017  geplant. Dabei war es ihnen fast etwas unangenehm, von den Fans so überschäumend empfangen zu werden.

Die süddeutsche Band war schon seit längerer Zeit nicht mehr in der Schweiz, dafür kam sie dieses Mal für gleich drei Konzerte nach Basel, Bern und Zürich. Ich stand also da, wie üblich in der Nähe des Mischpults und genoss freie Sicht auf Bühne und Publikum. Jeder Song wurde frenetisch bejubelt, die gute Stimmung und die Energie der Band wurde mit Freude vom Publikum aufgenommen und ums Mehrfache zurückgespielt.

Man kann von Sportfreunde Stiller halten was man will – ihre Texte sind simpel, die Songs meist nach ähnlichem Schema generiert, doch die präzisen wie auch schmissigen Gitarrenriffs und die eingängigen Refrains zum Mitsingen sorgen für eine solide wie auch sehr angenehme Atmosphäre, welche einfach auf allen Ebenen funktioniert (Mainstream). Es tat gut, mit derart unbeschwerten Musikern sich einfach nur über die richtig geile Stimmung im Saal und auf der Bühne zu freuen, bei diesen winterlichen, frostigen  Aussentemperaturen.

Zu hören gab es im Kaufleuten nur wenige neue Songs aus dem aktuellen Album Sturm und Stille. Obwohl das Set mit neueren Songs begonnen wurde, folgten danach ausschliesslich Hits aus früheren Jahren wie Tage wie dieser, Siehst Du Das Genau So ?, Ich, roque. Dies ganz zur Freude der Fans, die so lange auf ein Konzert der Band in der Schweiz gewartet hatten. Die Devise der Band: Niemals still stehen und auf keinen Fall leiser werden. Die kurzen Pausen nutzte der Schlagzeuger Florian oder Sänger Peter, um dem Publikum ihre kurzen Besuche in der Bierhalle Wolf oder den Abstecher im Restaurant Johanniter zu erläutern. Womöglich suchten sie am Samstagnachmittag nach einer guten bayrischen Bierhalle.

Ich persönlich, finde es sympathisch wenn Bands nicht einfach ihr Set durchspielen, sondern auch mal paar Geschichten ihrer Tour erzählen. Danach ging es wieder zackig weiter, es wurden nur wenige gemütlichere Songs gespielt. Das Zürcher Publikum zeigte sich bis am Schluss äusserst textsicher, auch nach zweistündiger Performance und der obligaten Zugabe.

Wieder mal beweist eine 3-Mann Band, dass mit Qualität statt Quantität und dem Motto „less is more“ eine eindrucksvolle und absolut komplette Bühnenpräsenz möglich ist. Es braucht nicht zwingend eine grosse Bühnenshow, keine riesen Dekoration oder unzählige Musiker. Gute Laune, Spielfreude und gutes Entertainment zeichnen Sportfreunde Stiller aus und mehr brauchts da auch nicht! Hoffen wir, dass es nicht allzu lange dauert bis zum nächsten Konzert in Zürich auch ohne bayrische Bierhalle.