Rolling Blackouts Coastal Fever
© Warwick Baker

Küstenfieber? – Gitarren-Pop!

Rolling Blackouts Coastal Fever nennen sich die fünf Jungs aus Melbourne. Ein Name nicht ganz ohne Tücken; vor allem, wenn man ihn sich merken will. Denn ihre Musik, die kann – ja sollte – man sich merken: Hope Downs, das Debüt des Quintetts, hebt ihren lebendigen Jangle-Pop auf eine neue Stufe – und schürt Hoffnungen.

Als Tame Impala im Jahr 2015 ihr drittes Album Currents veröffentlichten, war das ein kleiner Schock für so manchen Gitarrenfan: Die Gitarren, zuvor prägend für die Band, waren nämlich weitgehend verschwunden. Stattdessen: Synthies, Drum Machine, Effekte. Dieses elektronisch geprägte Soundgewand feiert natürlich nicht erst seit Currents ein Revival, ist aus vielen Pop- und Rock-Bands unserer Zeit jedoch nicht mehr wegzudenken. Und hat auch bei meinen Hörgewohnheiten der letzten Jahre Spuren hinterlassen. Diesen Sommer ist dies jedoch anders: Nachdem die Parquet Courts mit Wide Awake! im Mai ein so brillantes wie freches Rock-Album herausgebracht haben, legen Rolling Blackouts Coastal Fever einen Monat später mit ihrem Debütalbum Hope Downs nach.

Darauf gibt’s – korrekt geraten – richtig viele Gitarren zu hören. Sie gehören Tom, Joe und Fran, die zugleich die drei Sänger und Songwriter der Band darstellen. Bassist Joe und Schlagzeuger Marcel komplettieren das Quintett. Zusammen machen sie schnellen, energetischen, zuweilen auch nachdenklichen Gitarren-Pop und zeigen sich bei ihrem Debüt erstaunlich selbstbewusst: Einerseits was das Spiel an sich, vor allem jedoch das Songwriting betrifft. Die wissen was sie wollen, und wie sie es am besten in Songs verpacken.

Drei Songs, Drei Stimmen

An Air Conditioned Man startet wie eine Furie. Eine Gitarre kreischt, der Bass übernimmt, galoppiert unbeirrt. Wenig später wird aufs Drum gehämmert, verzerrte Gitarren kommen dazu. Man weiss zuerst nicht recht, wie einem geschieht – aber dann ist man auch bereits im Song drin. Und gewissermassen setzt dieser Song den Ton für das gesamte Album. In hohem Tempo geht es mit Talking Straight weiter. Der mehrstimmig gesungene Refrain ist der vielleicht energiegeladenste Moment des fünfunddreissig Minuten dauernden Albums. Sicherlich aber einer der schönsten. Mainland, eine weitere Single, komplettiert das hochkarätige Trio. Zu Beginn noch vermeintlich auf dem Bremspedal, steigert sich der Song kontinuierlich. Und mit ihm die drei Gitarren, welche gegen Ende zunehmend ausbrechen und sich gegenseitig hochschaukeln.

In diesen ersten drei Songs kommt eine weitere Stärke des Albums zur Geltung: Bereits kamen alle drei Lead-Sänger zum Zug. Diese Rotation bei Gesang und Songwriting sorgt für mehr Tiefe und Abwechslung, ohne den Bogen des Albums zu stören. Jeder Song bekommt genau diese Prise Eigenständigkeit, die den Unterschied ausmacht. In ähnlichem Stil geht es danach weiter: Knackige Gitarrenriffs, stets von treibendem Bass- und Schlagzeugspiel begleitet; unspektakuläres, aber umso effektiveres Zusammenspiel der einzelnen Instrumente. Letzteres besonders schön bei Exclusive Grave. Schliesslich landet man bei The Hammer, wo nochmals Jangle Pop in bester Go-Betweens oder Flying Nun Tradition geboten wird.

Eins ist klar: Diese Band sollte man auf dem Radar behalten. Nicht nur als Gitarren- Junkie.