Kraków Loves Adana
© Ebba Ågren

Kraków Loves Adana – ich auch!

Eigentlich sollte ich Song-Einsendungen hören. Doch da sticht mir ein Songtitel ins Auge: The Day The Internet Died. Ich lache und muss mir den Song natürlich anhören. Und den nächsten. Und den darauf…

Musikalisch sind die Songs von Kraków Loves Adana minimalistisch gehalten: Ein fetter Beat, der bei einem Ohr rein und beim anderen wieder rausgeht, dazwischen jedoch einen Abstecher ins Herz macht und dort ein warmes Gefühl hinterlässt. Der Bass legt mit den Grundtönen einen stabilen Boden, Piano oder E-Gitarre schliessen sich dem Mood an. On top eine schöne, tiefe Frauenstimme; der Quietschstimme-Zug ist unbemerkt an Kraków Loves Adana vorbeigezogen. Häufig kommen Streicher Sätze vor, die leider allzu deutlich als am Piano eingespielt zu erkennen sind. Echte Celli hätten dem Sound das gewisse Etwas gegeben, das ihm das Zeug zum Radiohit verschaffen könnte. In Heather wird man von einer zweiten Stimme überrascht, die ich anfangs für eine Männerstimme halte, sich beim zweiten Hören jedoch als Deniz’ (aka Adanas) Stimme entpuppt. Die Stimme ist eher angedeutet hörbar, was schade ist. Die Idee ist schön, ich hätte mir dann aber auch mehr Präsenz gewünscht.

Ich bin beim fünften Song angekommen, Hamburg. Langsam beginne ich zu denken, dass Kraków Loves Adana das Versprechen nicht halten kann, das sie mit dem Opener Rapture gegeben hat. Und doch bleibt er hängen: “Say what you want, I don’t care what you want, I am my own ghost and love what I miss the most.”
Die Texte sind sehr fein; vergessen, verlieren und verloren werden – wo bin ich? – Diesen Themen stellt sich Kraków Loves Adana. Es ist Sonntagmittag und über zwanzig Grad, doch Songs After the Blue spielt in einer ganz anderen Welt. Die Musik erscheint wie ein weiches Bett, wer fällt, landet sanft.

Einer der letzten Songs auf der EP ist The Day the Internet Died. Deniz fragt sich, was wohl wäre, wenn das Internet plötzlich vom einen auf den anderen Tag nicht mehr existierte. Würden wir dann einfach still nebeneinander sitzen? Könnten wir diese “Krankheit” – wie sie es nennt – überwinden? Die Frage bleibt offen, wie so viele, die sich das Paar stellt. Nun kommt noch der achte und letzte Song, Naked World, eine Klaviernummer. Obwohl sie sehr zart ist, wohnt ihr eine grosse Energie inne. Absolut entspannt, ja irgendwie mit der Welt versöhnt, taucht man aus diesem letzten Lied auf.

https://www.youtube.com/watch?v=N2xTboszrz8