JD McPherson
© Stories of Ley

Ein Hauch von Texas in Zürich

Für einmal stand auf meiner Liste weder Indie-Rock, Synthie-Pop oder Singer-Songwriter Musik, sondern Rock’n’Roll! JD McPherson suchte am Dienstag, 13. März 2018 das Mascotte in Zürich auf und machte mit dem Publikum kurzen Prozess.

Auf dem Weg ins Mascotte wächst meine Vorfreude stetig. JD McPherson habe ich per Zufall bei meinem ehemaligen Arbeitgeber entdeckt. Das Album Let The Good Times Roll erschien im Jahr 2015 und lag damals in den riesigen CD Massen obenauf. Mir gefiel das Cover mit der Bärentatze und nach dem ersten Durchhören war ich bereits bekennender JD McPherson Fan.

Die Treppen im Mascotte sind jedes Mal eine Herausforderung. Die Schlange vor der Garderobe blockiert auch heute den Weg in den Club. Während ich geduldig warte, höre ich bereits die Vorband – Charley Crockett. Oben angekommen ist der gedimmte Raum nur spärlich gefüllt. Charley Crockett singt und blickt dabei schon fast stur nach rechts. Der Texaner hat sein musikalisches Herz an den Blues und Honky Tonk verloren. Begleitet von seiner vierköpfigen Band breitet sich nach und nach ein Hauch von Texas und Louisiana Feeling aus. Diese Musik lässt einem einfach nur eines fühlen: komplette Zufriedenheit. Songs wie Lil’ Girl’s Name oder auch Night Train to Memphis lassen das Zürcher Publikum dann doch das eine oder andere Tanzbein schwingen. Nach gut dreissig Minuten winkt er dem Publikum zu und verabschiedet sich mit dem Hinweis, es gäbe CD’s und LP’s am Merch Stand zu kaufen.

Zwei sind besser als keins

Währenddessen strömen die Besucher teilweise nach draussen, teilweise an die Bar. Die Umbauzeit für JD McPherson dauert genau zwanzig Minuten. Das Schlagzeug von Charley Crockett wird abgebaut, Amps ausgerichtet und ein weiteres Piano hingestellt. Die Mikrofone und Instrumente werden kurz gecheckt – läuft.

Um 21 Uhr betritt JD McPherson zusammen mit Jimmy Sutton (Kontrabass & Bass), Jason Smay (Schlagzeug), Ray Jacildo (Piano) und Doug Corcoran (Gitarre, Saxophon, Piano) die Bühne und sie legen sogleich mit Bossy los. Die Leute heissen sie mit Applaus und Pfiffen willkommen.

In der nächsten Stunde wird zu den Hits von Let The Good Times Roll, Lucky Penny, North Side Gal ausgiebig getanzt. Auffällig ist der extrem hohe Frauenanteil im Publikum. Ok, so auffällig ist er zugegebenermassen nicht, ich korrigiere, der Anteil von sehr jungen Frauen ist hoch! Ich war mir gar nicht bewusst, dass Rock’n’Roll bei den Neunzehnjährigen so beliebt ist. Insgesamt himmelt jedoch das komplette Publikum den aus Oklahoma stammenden Sänger an. Das Rock’n’Roll Feeling zeigt sich bei einem grossen Anteil der Leute auch in der Kleidung wieder. Bowling Hemden im Stil der 50er und Tollen sind gut vertreten.

Die Band wirkt zwischendurch sehr ernst auf mich. Fast jeden Tag in einer anderen Stadt spielen kann zweifelsohne müde machen oder sie sind einfach live eher introvertiert und spielen ihr Programm runter? Nach etwa der Hälfte der Spielzeit besserte sich die Situation jedoch merklich. Interessant ist es auch Jimmy Sutton beim Kontrabass Spielen zuzusehen, sein Gesicht widerspiegelt jeden Zupf und Streicher. Das Gehäuse des Kontrabasses wird gleichzeitig, als sei es federleicht, in der Gegend rumgeschleudert.

Um 22 Uhr verlässt die Gruppe das erste Mal die Bühne. Natürlich folgt nach etwa drei Minuten Beifall eine Zugabe. Nicht nur eine, es sind ganze fünfzehn Minuten Zugabe, die JD McPherson dem Schweizer Publikum schenkt! Kurz danach ist der enge Gang im Mascotte bereits mit Menschen verstopft, einige wenige lümmeln noch am Merch Stand rum und ergattern sich beim Abbau der Instrumente von den Musikern ein Autogramm.