© Sandro Innella

Industriequartiere bieten manchmal mehr als man denkt

Sex, drugs and the next song is a Cover!

Me First and The Gimmes Gimmes nennt sich eine Punkrock Cover Band aus San Francisco. Ihre Spezialität: Songs aus den 50ern, 60ern und 70ern einfach drei Mal schneller zu spielen und nebenbei den originalen Text nach ihrem Gusto anzupassen. Seit 1995 tourt Me First, durch Clubs und Dorfdiscos in Amerika und ist höchstens selten in Europa anzutreffen, da alle Musiker in anderen bekannten Rockbands aktiv sind. Meistens springen jedoch Mitglieder weiterer bekannter Bands für einzelne Mitglieder ein, so wird Fat Mike beispielsweise des Öfteren von Jay Bentley, Bassist bei Bad Religion, vertreten.

In Cesena (Italien) mitten im Industriequartier befindet sich der Vidia Club, der auch eine Tankstelle und zugleich eine Bäckerei ist und wahrscheinlich ist irgendwo ganz weit hinten, auch noch ein Schwimmbad versteckt. Es war Samstagabend, mildes Klima und leichter Wind aus dem Osten (könnte zwar auch vom Westen gewesen sein), es war dunkel und ich war nüchtern. Nach einer köstlichen Piadina gefüllt mit Rohschinken, Rucola und Ricotta und einer Flasche Birra artigianale, machte ich mich am 7. Mai 2016 auf den Weg Richtung Konzert von den Me First and The Gimmes Gimmes.

Die Show ist ausverkauft und ein wirklich mal bunt gemischtes Publikum ist da. Punks und Hippsters, Modefans und Leute mit Geschmack, der Frauenanteil ist überraschend hoch. Wie das eben so ist, bei einer Band, die aus Stars der Melodic Punkszene besteht. Aber da muss man durch, denn wenn die Me First bitten, dann geht man hin. Um zu staunen, zu singen, zu feiern und eine der besten Cover Bands bei der Arbeit zu sehen. In den letzten paar Jahren haben sich Me First nicht nur hoch gespielt, sie haben sich auch in Windeseile an die grösseren Bühnen gewöhnen müssen. Als hätten sie ihr Leben nichts anderes getan bewegen sie sich da oben, kloppen Sprüche, posen, zocken und geizen nicht mit Kostüm und Sound – gleichzeitig bleiben sie dabei trotzdem die kleine Punkrock-Band, die wilden Jungs. Genau deshalb ist es so ein irres Vergnügen, diese Band live zu erleben. Immer wieder erwähnt der Frontsänger Spike Slawson schmunzelnd „The next song is a cover“. Wenn sie das Beste von den 50ern bis heute vermengen und so aus der Tankstelle, Bäckerei und Vidia Club, eine Grossraumdisco machen. Wenn sie 800 Menschen zum kollektiven Austicken bringen und über zwei Stunden schwitzen, singen, spielen und tanzen – dann weiss man: Me First sollte man einmal live gesehen haben!

Und damit ist es im Grunde die Setlist, die sie immer und seit Jahren spielen. Nur eben um die Stücke des neuen Albums erweitert. Aber das macht nichts, das möchte man so. Und so schaffen es die Me First, diese Halle zu besiegen, so schaffen sie es, dass man als Zuschauer keine Sekunde denkt, dass man gerade wo anders sein möchte. Ganz im Gegenteil, auch nach über zwei Stunden, nach drei Zugaben und der obligatorischen Ukulele Session zum Abschied, dürfte das Konzert gerne noch paar Stunden weitergehen. Mit der besten Cover Band der Welt im CD Player und einem neuen T-Shirt, bin ich dann kurz nach Mitternacht im Dunkeln verschwunden.

PS: I will be back! Sagte mal so ein Typ aus Österreich.

Me First And The Gimmes Gimmes ist:

Spike Slawson von den Swinging Utters

Joey Cape von Lagwagon

Chris Shiflett von Foo Fighters

Fat Mike von NOFX

Dave Raun von Lagwagon

Bewertung:

Von max.10 Punkten gibt es 7 Punkte