Helene Fischer
© Thomas Rodel

Helene Fischer – Ein Selbstversuch in einer fremden Welt

Schlager und ich haben so gar nichts gemeinsam. Schlager ist für mich ein Graus. Schunkeln und die Welt schönreden, über nichtssagende Themen in der immer gleichen Tonlage, zum immer gleichen Takt singen. Und zwar so, dass jeder spätestens im zweiten Refrain mitsingen kann.

Das alles waren meine Vorurteile die es zu bestätigen oder zu widerlegen galt. So hab ich mich an einen Selbstversuch mit Helene Fischer gemacht. Ich war vorher noch nie an einem Schlagerkonzert.

In der Woche vom 23. – 29. Oktober 2017 spielte Helene Fischer fünf! Mal im Hallenstadion. Und das vor zumeist ausverkauftem Haus. Das muss man zuerst einmal schaffen. Ich wollte natürlich nicht irgendwo sitzen, sondern mittendrin sein. Also gönnte ich mir für CHF 165.- ein Stehplatz.

So startete am Freitag, 27. Oktober 2017 um 20 Uhr die Show. Lichterlöschen war um 23.30 Uhr. Mit der halben Stunde Pause ergab dies eine Konzertdauer von drei Stunden. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob der Begriff Konzert der richtige ist. Es war eher eine Mischung aus Show, Unterhaltung, artistischen Einlagen und Musik.

Ein Vorurteil wurde bestätigt. Die Musik war für mich typischer Schlager. Songs übers das Verliebtsein und die schöne heile Welt – gepudert mit einer Prise Regenbogenglitzer. Ich hab versucht die Musik schön zu trinken. Es hat nicht funktioniert. Diese Stilrichtung ist einfach nicht mein Ding. Dazu kam, dass ich mich, obwohl eine Band auf der Bühne stand, zeitweise gefragt habe, wie viel wirklich Live gespielt wird und was davon ab Band kommt.

Eine Show – Kein Konzert

Helene Fischer verkauft an den Konzerten aber nicht ihre Musik, sie verkauft Unterhaltung. Da ist ein riesen Ensemble von Artisten des Cirque du Soleil mit auf der Bühne. Eine grandiose Show. Helene Fischer zieht sich mehrfach um, trägt zeitweise einen Rock aus Wasser, schwebt mit ganzen Bühnenelementen übers Publikum und singt an Seilen hängend weiter, als ob es das normalste der Welt ist. Die Interaktion mit dem Publikum beschränkt sich nicht auf ein paar „Hallo Züri“ rufe wie bei anderen Künstler. Sie spricht direkt mit den Fans. Und das schätzt das Publikum. Sie scheint ein Star zum Anfassen zu sein.

Brillant waren die Bühnenartisten des Cirque du Soleil rund um den Star herum. Eine bis in letzte Detail durchtrainierte und genial vorgetragene Darbietung. Sehr beeindruckend.

Das Publikum ist bunt gemischt. Ganze Familien pilgern generationenübergreifend ins Stadion um Helene zu sehen. Wirkliche Stimmung kommt meiner Meinung nach aber nicht auf. Zu viele Leute bleiben auf ihren Sitzplätzen kleben. Atemlos wurde das Publikum nur bei derselben Zugabe am Schluss. Die zahlenden Gäste haben eine Show genossen und nicht ein Konzert zelebriert.

Fazit: Schlager ist nicht meine Welt. Die Show ist aber absolut sehenswert.