Gurtenfestival
© Léonie Stalder

Güsche 2018 – Tag 1

Gestern startete das Gurtenfestival zum fünfunddreissigsten Mal in die Runde. Doch auch die alteingesessenen Festivalbesucher müssen sich dieses Jahr mit gleich zwei Änderungen auseinandersetzen.

Einerseits wurde das Festivalgelände umgebaut, nämlich ist die Zeltbühne jetzt die Waldbühne, die ursprüngliche Waldbühne gibt es gar nicht mehr und die Zeltbühne ist jetzt dort, wo bisher Zeltgelände war. Verwirrt? Nach dem dritten Bier wird eine solche Erklärung zum Spiessrutenlauf oder Bullshit-Bingo.

Zusätzlich haben sich die Organisatoren entschieden, dieses Jahr – dem Volkes Willen entgegen – endgültig das Cashless Payment System einzuführen. Anstatt wie beim St. Gallen Openair den Chip ins Bändeli einzubauen, bekommt hier jeder Besucher eine Karte, also quasi eine Güsche-Kreditkarte. Da lädt man entweder bequem von zuhause aus oder auf dem Festivalgelände Geld drauf und muss zum Bezahlen dann nur noch die Karte hinhalten. Tatsächlich erspart dies einem das mühselige fünfzig-Rappen-Suchen des Vordermannes, leider werden diese Karten auch sehr gerne verloren. Bei der Planung hat offenbar niemand daran gedacht, dass dieses System auch bei vollkommener Dunkelheit und 1,8 Promille noch funktionieren sollte.

Das Line-Up hat mich am Ende positiv überrascht. Vom Nachmittagsprogramm kannte ich niemanden, also ging ich als Erstes zur neuen Zeltbühne, wo um 15 Uhr Alice Merton (“Roots”) das Festival eröffnete. An Energie und Spielfreude fehlte es ihr nicht und auch die Band war sehr stark, doch der Funke wollte irgendwie nicht springen – jedenfalls nicht zu mir.

Um kurz nach 16 Uhr kam dann bereits das absolute Highlight vom Tag: The Cat Empire. Von Freunden hingeschleppt (ich bin eigentlich ein Hundemensch), war ich vom ersten Lied an begeistert. Jeder Musiker ist für sich schon Weltklasse, alle zusammen sind dann ein sechsköpfiges Wunderkind. Die stilistische Bandbreite geht über Brass, Ska, Latin, Funk,… you name it. Und jeder Einzelne vor der Hauptbühne ist am mithüpfen – auch die eher schüchternen und noch nüchternen.

Dann, gegen 22.45 Uhr mit Verspätung, kamen die schlecht gelaunten Gorillaz auf die Bühne. Grund: Wenige Minuten zuvor schied England im WM-Halbfinale gegen Kroatien aus. Nach zwanzig Jahren Bandgeschichte ist man natürlich professionell und gesteht dem Publikum ein, dass es keine Schuld an der Niederlage trifft. Ob es nun an der schlechten Laune lag, sei dahingestellt, auf jeden Fall begeisterte der Headliner überhaupt nicht.
Um halb eins kam Steff la Cheffe auf die Waldbühne, die mit Stringenz, Wortwitz und Diversität überzeugt hat. Egal ob Tanzhits wie Ha keh Ahnig oder intimere Lieder wie Chrieg i dim Chopf, Steff und ihre Band machen keine halben Sachen. Ein würdiges Ende des ersten, durchaus gelungenen Tages am Gurtenfestival 2018.