Gogol Bordello
© Thomas Rodel

Rotweinflecken lassen sich nur schlecht entfernen

Das Konzert von Gogol Bordello wurde von Zürich Tourismus wie folgt angepriesen: „Die Live-Shows der New Yorker als legendär zu beschreiben ist eine bodenlose Untertreibung“ – Selbstverständlich konnten wir es nicht lassen und haben diese Aussage verifiziert.

Am Montag 04. Dezember 2017 fand im X-tra in Zürich das Konzert von Gogol Bordello statt. Als ich kurz nach 20 Uhr ankam, waren die Vorband Lucky Chops bereits am performen. Ein Schlagzeug, ein Sousaphon, eine Posaune, eine Trompete und ein Saxophon. Eigentlich sehr gute Voraussetzungen, um das Publikum anzuheizen. Wirklich funktioniert hat das aber nur bei den Stücken mit viel Rhythmik. Ansonsten blieb das Publikum unbeeindruckt.

Um 21.20 Uhr ging es dann mit der Truppe von Gogol Bordello los. Gypsy Punk nennt sich das Ganze von der Stilrichtung her. Als alter Punkrock-Enthusiast war ich da natürlich voller Vorfreude.

Ab dem ersten Song ging die vordere Hälfte des Zuschauerraumes ab. In der hinteren Hälfte kam wenig Stimmung auf. So erstaunte es auch nicht, dass man am Schluss von durchgeschwitzten Personen bis hin zu Leuten mit einem Montagmorgen-Gesicht alles gesehen hat.

Die Performance der Band hat mich wenig mitgerissen. Ich finde es definitiv nicht lustig, wenn ein Künstler auf der Bühne mit Rotwein um sich schmeisst. Eine Bierdusche finde ich ok, mit Rotwein ist es dekadent. Nicht nur weil man das mit Rotwein nicht macht, man kriegt Bierflecken einfacher aus den Kleider als Rotwein.

So wurde ich nicht abgeholt und die Band schaffte es nicht mich intensiv zu bewegen. Eventuell lag es auch an der Tonqualität. Auch wenn es Punk ist, so erwarte ich, dass der Mikrophon Kanal offen ist wenn der Sänger beginnt. Und das passierte mehr als einmal. Wenn auch nicht beim Leadsänger, sondern bei den Backgroundsängern. Wenn die ein Solopart haben, so sollte das tönen. Die Interaktion mit dem Publikum blieb weitgehend aus. Ich dachte für mich: typisch Ami Band, Programm abspielen und gut ist. So erstaunte es mich nicht, dass sich die Bands viel Zeit liess bis sie mit den Zugaben startete und erst nach Minuten wieder auf der Bühne erschien. Positiv war die Integration der Lucky Chops in die Band von Gogol Bordello. In einigen Stücken unterstützen die vier Bläser der Vorband den Hauptact und machten so die Musik abwechslungsreicher.

Im Publikum ging ich mit meinen ergrauten Schläfen nicht etwa als Ausnahme durch. Es waren Leute aus allen Generationen anzutreffen. Vielleicht führte auch dies dazu, dass die Stimmung nicht ganz bis nach hinten durchdrang.

Fazit: es war eine solide Performance. Ich würde sie aber nicht als legendär bezeichnen.