Scooter
© Lara Schmid

Faster, louder, Scooter

Egal ob jung oder alt: alle haben schon einmal von ihm gehört. Scooter polarisiert – die einen können ihn nicht ausstehen, für die anderen ist er eine Legende. Ich wage das Experiment, ich will herausfinden, wie hardcore er am 19. Februar 2018 im Hallenstadion performen wird.

Es ist 20:00 Uhr und ich stehe vor dem Hallenstadion in Zürich Oerlikon und lasse die Atmosphäre auf mich wirken. Der Eingang ist für einmal praktisch leer und so komme ich in Rekordzeit ins Stadion. Drinnen drängen sich die Leute – es ist auch wirklich zu kalt draussen. Von allen Seiten werden Scooter’s Lieder angestimmt und Dub Dub Dub scheint der klare Favorit zu sein. Ich wate durch die Menge und finde meinen Platz: ein Sitzplatz. Ich stelle mich zu einigen anderen Fans an die Absperrung und lasse den Support-DJ Dave zwei-null-zwei auf mich wirken. Wobei er mich leider nicht wirklich überzeugt. Seine Mischung ist zwar musikalisch korrekt, aber es fühlt sich an wie in einem Club und niemand lässt sich mitreissen und tanzt.

Dub Dub Dub – we like it loud!

Die Fans links und rechts von mir könnten nicht unterschiedlicher sein: Zu einer Seite zwei Mädels in den Zwanzigern. Sie seien hier, um Scooter (noch) einmal live zu erleben. Er habe die Hardcore-Szene geprägt wie kein anderer. Und man wisse schliesslich nie, wie lange er noch live auftreten werde. Sehr pragmatisch. Zu meiner anderen Seite tanzt ein Pärchen mittleren Alters und kann kaum stillstehen. Auf meine Frage, warum sie heute hier sind, wird mir unisono ins Ohr gekreischt: Scoooter! Alles klar. Mittlerweile spielt Dave zwei-null-zwei sein letztes Lied. Und wieder wird Dub Dub Dub angesungen vom Publikum.

Zürich! Seid ihr bereit für Hardcore?!

Dann beginnt das grosse Warten: nach zehn Minuten fische ich mein Handy heraus und befrage es zu Scooter. Unglaubliche dreiundfünfzig Jahre alt! Wahnsinn! Nach weiteren zehn Minuten werden auch meine Nachbarn unruhig. Praktisch im Sekundentakt schreien die Leute nach Scooter. Doch irgendwann ist die Luft raus – und noch immer kein Scooter auf der Bühne. Inzwischen  sind die Scooter- und die Buh-Rufe kaum mehr zu unterscheiden. Nach dreissig Minuten ohne Musik erleide ich fast einen Herzstillstand, weil zuerst ein Böller die Stille zerreisst, bevor Scooter endlich die Bühne betritt.

Sofort aber ist die Stimmung wieder da. Die Leute drehen völlig durch und man sieht nur noch springende Körper. Hyper Hyper, Maria und How Much Is The Fish reissen alle aus ihren Sitzen. Auch die Bühnenshow überzeugt: Vier Männer und vier Frauen rocken abwechslungsweise und in immer wechselnder Kleidung zu den Liedern ab. Nach eineinhalb Stunden Scooter bin ich total erledigt. Das war Hardcore-Sport! Zum alten Eisen gehört er wohl noch lange nicht. Fünfundzwanzig Jahre Hardcore und noch immer so viel Power.