© Baptiste Krützmann

Einmal Jugend und zurück bitte!

Erfolgreiche Schweizer Musik stammt ja bekanntlich entweder aus Bern oder aus dem Bündnerland. Gute Voraussetzungen also für Marked with Lipstick. Das Trio aus Chur bedient ein Genre, dass bereits tot geglaubt schien, Fun-Punk. Vor allem in den 90ern und rund um die Jahrtausendwende war Fun-Punk das Sprachorgan der Skater-Jugend. Mit ihrer Debut-EP Fifteen Wasted Minutes versuchen die sympathischen Jungs diese Zeit wieder zu beleben und ich durfte in die Zeitmaschine steigen und mich für einen Abend fünfzehn Jahre jünger fühlen.

Angekommen an diesem Freitagabend, 20. Mai 2016, im Palazzo Beat Club Chur wurde mir klar, was diese Zeit ausmachte. Es waren diese unbeschwerten Momente, das hemmungslose Pogen und dazu diese, ach so einfache, aber effektive Musik. Nur mit Gitarre, Bass und Schlagzeug wurde diese Welt um mich herum aufgebaut. Mit ihrem ersten Lied Bright Lights, welches auch das erste der frisch gepressten EP ist, zeigten Marked with Lipstick wohin dieser Freitagabend führen sollte. Bereits beim zweiten Lied stieg der ach so bekannte Geruch aus Bier, Schweiss und Rauch in die Nase. Ja sogar das altbewährte Stagediven wurde wieder zum Leben erweckt, Wahnsinn!

Claudio, Reto und Silvan, wie die drei mit bürgerlichem Namen heissen, legten eine unterhaltsame, geradlinige Show hin. Die Instrumente wurden unglaublich sauber gespielt und dass obwohl auch die Jungs auf der Bühne ordentlich mittanzten. Mit einem sympathischen Bündner Dialekt wurde das Publikum auch zwischen den Songs unterhalten, etwa wenn die nächsten Lieder anmoderiert oder Witze mit dem Publikum gemacht wurde. Dass eine EP mit fünf Liedern nicht ausreicht, um den Abend zu füllen, ist augenfällig. Deshalb wurde das Set etwa mit Covern von Blink 182 aufgefrischt, was das Publikum fasst noch mehr zum ausflippen brachte. Trotzdem wurde ich viel zu schnell wieder aus meiner Zeitreise in die Gegenwart katapultiert, ohne das die Jungs aber nochmals zeigten, dass sie das Musizieren im Griff und Fun-Punk im Blut haben. Mit dem letzten Lied The Takeover, zu dem Marked with Lipstick erst kürzlich den passenden Videoclip veröffentlichte, wurde der Aufprall zurück ins Hier und Jetzt sanft abgefedert.

Nach dem Auskurieren meines Jetlags muss ich eingestehen, dass Marked with Lipstick das Genre nicht neu erfunden haben. Nichtsdestotrotz, strotzte das Konzert vor Energie und Leidenschaft für die Musik und es würde mich nicht wundern, wenn wir Marked with Lipstick auch bald ausserhalb der Bündner Berge antreffen werden.