Die Postkarte mit den guten Ratschlägen

Kennt ihr sie? Die Postkarten mit den lässigen Sprüchen, wie „ein Scheiss muss ich“ oder „Keep Calm and eat a cookie“ – es gibt sie wie Sand am Meer! Teilweise schön, teilweise extrem kitschig und teilweise einfach nur: „ich fühl mich ja so toll und kann die Welt retten“.

Warum aber um Himmels willen schreibe ich eine Einleitung über Postkarten?! Bin ich neuerdings zur Postkarten Expertin mutiert und drehe der Musik den Rücken zu? Eher nicht. Auf meinem Bürotisch liegen auch zwei, ich gestehe es. „Nichts ist so, wie es gestern war“ und „Erinner‘ dich an dich“ – die lagen so rum und ich wollte ein wenig „Ambiente“ in die graue Bürowelt bringen. Darauf sind einerseits, das Meer mit Klippen und einem bewölkten Himmel zusehen und andererseits eine karge Landschaft mit einem mythischen Hügel. Wow, total viel Ambiente versprühen diese beiden Perlen von Postkarten!

Doch heute habe ich sie mir wieder bewusst angeschaut – und wisst ihr warum (natürlich wisst ihr es nicht, woher auch)? Ich höre mir die Debut EP der Stuttgarter Band Into the Fray an. Gut, was aber haben die vier Jungs mit Postkarten zu tun? Nicht viel! Aber eben, sie haben was mit meinen Postkarten zu tun, sie verkörpern sozusagen das Bild in Ton. Etwas mystisches, etwas Sehnsucht, etwas Unvorhersehbares – eine unverschämte Kombination wenn ihr mich fragt, eine unverschämt gute Kombination!

Den Start macht Fragile – etwas Melancholisches tänzelt in dem Song mit. Man wartet förmlich darauf, wie eine Falle gezogen wird und man rasant in einen dunklen Schlund hinuntergezogen wird. Das passiert aber nicht (what?!). Stattdessen entwickelt sich der Track zur „ich sehe mein Leben an mir vorbeiziehen, in Slow-Motion“ – auch nicht schlecht.

Stimmig geht es über zu These Waters (aha, wenn sie sich da nicht von meinen Postkarten inspirieren liessen, weiss ich auch nicht weiter). Ab 1:35 wird der Song ein wenig rockig, nur ganz wenig. Danach driften die Süddeutschen Musiker wieder ins mythische.

Der Vorletzte Track namens The Maze ist der Bär der EP. Stark, bissig, behaart. Mehr muss ich dazu nicht schreiben.

Scars & Scratches ist der krönende Abschluss ihres Erstlingswerks. Die rockigen Elemente, werden passend mit den ruhigeren verbunden.

Für mich ist das Quartett allemal eine Hörprobe wert! Was wohl immer hängen bleibt wenn ich mir die EP anhöre, sind die „Erinner‘ dich an dich“ und „Nichts ist so, wie es gestern war“ Bilder. Ich muss sie euch mal zeigen, dann wisst ihr was ich meine.