Dark Tranquillity
© Nadine Meier

Babyköpfe zwischen Holzbalken

Die Melodic-Death-Metal Legenden Dark Tranquillity waren am 20. April 2017 wieder einmal in der Schüür Luzern zu Gast.

Ein meditierender Keyboarder, ein strahlender Frontmann, ein Bassist mit weisser Lockenpracht. Ein volles Haus, dunkle Holzbalken, langes Haar auch bei den Männern, Bärte in allen Längen und Stilen, Jeanskutten mit Patches, hier und dort ein gut gelauntes Gegröle. Ein Metalkonzert in der Schüür. Ich bin wieder mal Zuhause angekommen. Zum Glück ist es schon vorgewärmt und nicht so kalt wie draussen.

Zackige Gitarrenriffs, verträumte Melodien ab Keyboard, ein Hauch Elektronik und Flüchtigkeit liegt in der Luft. Pathetischer Klargesang oder rauhes Gegrowle. Rotschopf Mikael, der charismatische Sänger von Dark Tranquility kann beides – und unterstreicht es mit einer theatralischen Performance. Er reckt sich nach hinten, beugt sich nach vorne, reicht den Fans in der ersten Reihe die Hände, lacht ins Publikum, stellt die neuen Musiker vor – und singt weiter, gibt alles für Luzern.

Philosophisches Songwriting trifft auf melancholische Klangwelten. Verträumte Zwischenparts und harte Einschübe wechseln sich ab. Soweit so gut, das sind Charakteristika des Melodic-Death Metal. Was bei den Dark Tranquillity Konzerten eine Perle ist, sind die künstlerischen Visuals, die anstelle eines Backdrops hinter die Bühne projiziert werden. Babyköpfe, Azteken, Halbmonde, Fantasieformen wechseln sich ab mit Videoclips, Bildschirmschoner ähnlichen Gebilden und Sternenhimmeln. Eine stimmungsvolle Ergänzung zur Musik, die einlädt andere Dimensionen zu besuchen und den Alltag für eine Weile hinter sich zu lassen.

Zu viele aktuelle Songs und zu wenig der alten Alben: Dass es eine Tour ist für das elfte Studio Album Atoma, ist der einzige Wermutstropfen.