Meh Suff
© Philipp Heger

Blutkehle im Dynamo

Meh Suff, die Veranstalter des gleichnamigen Metal-Festivals in Hüttikon organisierten am Freitag, 29. September 2017 ein Indoor-Festival im Zürcher Club Dynamo. Gleich vier Bands wurden für diesen Abend gebucht. Calico und Hellvetica aus der Schweiz und Debauchery und Eisregen aus Deutschland.

Obwohl schon die beiden Bands aus der Schweiz gehörig einheizten, war die Halle anfangs noch spärlich besetzt. Einige Konzertbesucher sassen an diesem erstaunlich warmen Herbstabend noch an der Limmat vor dem Lokal. Sie unterschieden sich durch ihre schwarze Kleidung und die Band T-Shirts von den übrigen Gästen des Dynamo.

Der Konzertsaal fasst sechshundertfünfzig Gäste. Diese Zahl wurde an diesem Freitagabend jedoch nicht erreicht. Ein überschaubares, friedliches, grössten Teils männliches Publikum prägte den Raum. Die meisten standen erstmals etwas gelangweilt oder eher verträumt im Raum. Nach meiner letzten Konzert Erinnerung in einer überfüllten Bar Anfang Woche, schätzte ich diesen Platz und die Stimmung. Zumal damit auch die Temperaturen im Raum und die Anstehzeiten an der Bar sehr angenehm blieben. Dafür blieb auch mehr Platz für den Merchandising-Stand, welcher an Metal-Konzerten oft mehr Quadratmeter einnimmt als an manch anderen Gigs.

Ringel Ringel Reihe

Der Frontsänger von Hellvetica versuchte erst vergebens das Publikum näher zur Bühne, geschweige denn zum Tanzen zu bringen. Gut gemeint aber meiner Meinung nach ist Animation des Publikums bei Metal überflüssig bis störend. Die Musik alleine sollte die Köpfe ins rotieren bringen. Irgendwie gelang es dann doch vor der Bühne einen Kreistanz zu gestalten, welcher sich je nach Song immer wieder zu bilden vermochte.

Die Kostüm- und Bühnendeko stellte bei Calico einen Bezug zu alten Piratenfilmen dar. Da die Band schon sehr früh spielte, hörte ich leider nicht viel von ihrer Musik. Debauchery dagegen erinnerten mit ihrer Bühnenshow an die ersten Mad Max Filme. Die anderen beiden Bands gaben der Optik weniger Gewicht.

Spontanität Fehlanzeige

Die musikalische Attraktion des Abends war Eisregen mit den makaberen Texten aus der „Blutkehle“ von Michael Roth. In der heutigen Gesellschaft mögen seine Texte wohl kaum mehr zu entsetzen. Sie wirken eher dramaturgisch, Geschichten erzählend wie beim Song Krebskolonie oder teilweise auch plump provozierend wie bei Am Glockenseil.

Die Organisation und ihre Beteiligten waren tadellos. Dem Abend fehlte dennoch die Spontanität. Am Eingang hing ein Zeitplan, auf welchem Minutengenau beschrieben war, welche Band wann spielte. Selbst die teilweise wirklich guten Musiker vermochten nur selten wirklich Spannung zu erzeugen. Gänsehautmomente konnten an einer Hand abgezählt werden. Vielleicht sollte ich mal an das Openair in Hüttikon gehen, dort könnte Vieles spontaner sein.