AndermattLive 2017

Brusthaare und nackte Füsse in Andermatt

Während zwei Tagen begrüsste das AndermattLive Festival diverse Künstler und Gäste. Ich entschied mich den Freitag, 17. März 2017 in dem herzigen Bergdorf zu verbringen.

Ein Tag wie er im Bilderbuch steht. Auf der Fahrt von Zürich ans AndermattLive bietet sich eine herrliche Kulisse. Der Himmel schimmert blau, die Sonne scheint intensiv. Fast kitschig wirkt der Urnersee mit den Bergen im Hintergrund.

In Andermatt angekommen entscheiden wir uns zuerst für einen Snowboard Nachmittag. Andermatt ist wirklich überschaubar, trotzdem vergingen schlappe zwanzig Minuten bis wir das Nätschen Skigebiet gefunden hatten.

Nach einigen Stunden im Schnee hiess es dann Bühne frei für Son Mieux!

Der Holländer Camiel Meiresonne fand mit Son Mieux seinen Deckel. Die Band rund um den Entertainer füllt das Pinte Pub gekonnt mit guter Laune. Seine markante Stimme bleibt hängen. Ich freute mich sehr auf den Gig, da ich sie bisher noch nie live erlebte. Die Stimmung war dennoch verhalten, es hatte nicht so viele Zuschauer und ich fühlte mich teilweise allein in der vordersten Reihe. Wie so oft steht das Publikum zwei Meter vor der Bühne, ja nicht zu nahe sein, es könnte ja was passieren…

Das Hemd von Meiresonne war im 80s Style weit aufgeknüpft und er liess seinem Charme freien lauf. Die Band ist live genial und ihre fünf Songs der aktuellen EP Vice Versa sind absolute Ohrwürmer!

Da der Appenzeller Marius Bär auch auf meiner Liste für den heutigen Abend stand, ging es weiter ins Chedi. Der Musiker mit der extrem rauen und tiefen Stimme stand leicht verschwitz und barfuss auf der Bühne. Nach bereits zwei Songs hatte ich jedoch genug. Die Stimmung kam so gar nicht rüber und seine Stimme hörte ich kaum. Schade, ich möchte ihn dennoch nochmals sehen, dann aber in einer kleineren Location.

Im Bernhard Saal, der Storyteller Stage, spielte bereits Lugares Vivos. Was für ein Anblick! Der Raum war mit Teppichen ausgelegt, die Leute sitzen gemütlich vor der Band und an den Wänden hing Kraftpapier, welches mit Silber Elementen dekoriert war. Dazu durchfluteten LED Lichterketten den Raum. Die Sängerin und Bassistin NuLyra nimmt einem auf einen anderen Planeten mit. Ihr Space-Outfit unterstreicht dieses Gefühl. Der Sound von Lugares Vivos hat was jazziges, einen Hauch Funk und Bossa Nova. Eine ganz eigene Band, die definitiv zum Träumen einlädt.

Ich bleibe gleich sitzen, denn der Engländer Joel Baker spielt auch hier. Fortlaufend gesellen sich weitere Leute dazu. Der sympathische Sänger wird von dem MPC Könner Joel begleitet. Zwei Joels, ein Groove. Nach dem zweiten Song meint der Sänger schmunzelnd „nur noch weitere fünfundvierzig Minuten“ und hüpft dabei herum. Nach fast jedem Song muss er seine Gitarre stimmen, mit seinem sehr bleibenden und lustigen Lachen fügt er hinzu „hoffentlich bleibe ich euch nicht als derjenige, der seine Gitarre immer Stimmen musste, in Erinnerung“.

Immer wieder erzählt er lustige Anekdoten aus seinem Leben. Während seinen Songs wie Further Than Feelings vergesse ich zeitweise wo ich bin. Wenn das passiert, dann ist es ein verdammt gutes Konzert! Seinen Schalk, gepaart mit der Musik machen diese Stunde zu einem bleibenden Konzerterlebnis. Ich bin mir sehr sicher, dass dieser Künstler noch viele weitere Bühne bespielen wird.

Zum Schluss gebe ich mir noch Hecht, eigentlich wollte ich schon früher los, doch das Konzert von Joel Baker war einfach zu gut gewesen. Daher habe ich von den Zürchern nicht mehr allzu vielen gesehen. Bei Adam und Eva rief Sänger Stefan Buck die Frauen auf, sich auf die Schultern der Männer zu setzen. Kurz darauf machte er es ihnen gleich und hockte sich auf einen Mann. Daraufhin schlängelte er sich singend durch die Meute und übergab das Mikro den Frauen, die lauthals mitgesungen haben. Zum Schluss gibt es noch Tanze Tanze, das Publikum ist hellauf begeistert und macht kräftig mit.

Mein Résumé nach einem Tag AndermattLive? Das Festival ist an einem total schönen Ort, die Locations sind klein aber fein. Das Freitags Line-Up war ansprechend. Wie so oft bei solchen Anlässen, ist es extrem schwierig alles zu sehen. Ich werde mit diesem Konzept wohl nie warm.