Ich erwartete ein Konzert mit ordentlich tiefen Stimmen. Ich bekam ein Konzert mit ordentlich tiefen Growling-Stimmen zu feinstem Viking-Metal!
Zudem einen Szenenwechsel auf ein Wikingerschiff auf hoher See mit zwei Meter grossen Kerlen und ihren langen Bärten – ein wahres Gesamtschauspiel auf der Bühne.
Amon Amarth hielten am Mittwoch, 16. November 2016 Einzug ins Komplex 457 in Zürich mit ihrer „Jomsviking European Tour 2016“, zusammen mit Testament und Grand Magus. Das Konzert war praktisch ausverkauft, es gab nur noch eine Handvoll Karten an der Abendkasse zu ergattern.
Die fünf Schweden aus Tumba, einem Vorort der schwedischen Hauptstadt Stockholm, haben seit den 90er Jahren in der Metal-Szene ihren ganz individuellen Stil etabliert. Musikalisch irgendwo zwischen Melodic Death-, Black- und Viking Metal eingeordnet, handeln ihre Texte fast ausschliesslich von Wikingern und der nordischen Mythologie.
In der Abenddämmerung zwängte ich mich also in die Konzertlocation. Vorbei an dunkelgekleideten Männern mit langen Haarmähnen, kommend vom Berner Oberland bis hin aus dem Bündnerland. Beim Supportact Testament hielten sich die Platzverhältnisse noch in Grenzen. Als es dann aber in Richtung 21 Uhr und somit in Richtung Konzertbeginn von Amon Amarth ging, bekam ich mit meinen 1.60m doch langsam ein wenig Platzangst. Nichtsdestotrotz, suchte ich mir ein geeignetes Plätzchen, um doch noch den einen oder anderen Blick auf die gesamte Bühne zu erhaschen. Dies lohnte sich allemal: Die Bühneninszenierung bestand aus dem erhöhten Schlagzeug in der Mitte und zwei seitlichen Wikingerhörner in Übergrösse, im Hintergrund das Jomsviking-Cover der Band. Die Nebelmaschine und die Blitzlichter taten den Rest.
Mit einer Wahnsinns Energie kamen die fünf Wikinger auf die Bühne und schmetterten dem Publikum Songs aus dem neusten Album Jomsviking (2016) entgegen. Gestartet mit The Pursuit Of Vikings, folgten darauf First Kill, The Way of Vikings oder One Thousand Burning Arrows. Das Album erreichte übrigens beim Einstieg gleich den Platz drei in den Schweizer Musikcharts. Ebenfalls mit von der Partie war Raise Your Horns, wobei Frontsänger Johan standesgemäss sein mit Bier gefülltes Horn in einem Zug austrank. Aber auch das Album Deceiver of the Gods (2013) war vertreten mit dem gleichnamigen Song und mit As Loke Falls, wie auch Runes To My Memory von With Oden On Our Side (2006). Absolute Krönung waren dann die beiden Zugaben am Schluss aus dem Jahr 2008: Guardians Of Asgaard und Twilight Of The Thunder God, begleitet vom Thor-Hammer mit Blitz und Donnerschlag. Ein wahres Spektakel!
Die zwei Stunden Spielzeit gerieten vollends in Vergessenheit. Das Abtauchen in die Sagenwelt von Amon Amarth war bestens inszeniert und die Live-Qualität begeisternd. Das Einzige, was ich an diesem Abend nicht ganz nachvollziehen konnte, war der Abgang vieler Zuschauer kurz nach Konzertbeginn des Hauptacts.
Ich warte also gespannt darauf, bis die Schweden wieder die Bühnen der Schweiz besegeln und verabschiede mit ganz im Stil von Amon Amarth: We’ll meet again in Valhall!