Vale Tudo ist eine der bekanntesten Hardcore-Band aus der Schweiz. Ihr Name soll Programm sein. Am 24. Februar 2017 spielten sie im Gaswerk in Winterthur. Ich bin gespannt auf meine Premiere von Vale Tudo.
Vor dem Gaswerk sammeln sich bereits Hardcore-Fans. Es ist kurz nach 21.00 Uhr abends und der Raum füllt sich langsam. Schon bald sind erste harte Riffs zu vernehmen und die Konzertbesucher drängen zur Bühne. Frontslam eröffnet den Abend. Noch ist der Kreis der Zuschauer relativ locker gewebt und ich stehe ganz nah an der Bühne.
Newcomer heizen die Stimmung vor
Frontslam gibt von Anfang an Gas und begeistert als Vorband von Vale Tudo. Nach dem dritten Lied merke ich – ja das brauchte seine Zeit – dass sie ihre Texte auf Schweizerdeutsch singen. Ich bin begeistert und schreie bei den Refrains mit. Zwischen zwei Liedern hält der Sänger inne und erklärt, dass es heute im Gaswerk der erste Auftritt überhaupt von Frontslam ist. Das Publikum ist ebenfalls begeistert und applaudiert. Langsam wird die Stimmung intensiver, der Raum füllt sich immer mehr und die Menge beginnt zu Frontslam zu tanzen und mitzuschreien.
Nach zu kurzer Zeit muss Frontslam seine Performance beenden und die Bühne für den Hauptact des Abends freigeben. Der Raum ist nun komplett voll und scheint vor Erwartung zu beben. Fordernde Rufe nach Vale Tudo erklingen von allen Seiten. Dann endlich – Vale Tudo stürmt die Bühne und reisst mit den ersten harten Beats und Sätzen von Wut alle mit.
Das Riesenbaby will nochmal fliegen!
Die Stimmung flacht während dem ganzen Konzert nicht ab. Die verschiedenen Lieder scheinen übergangslos aneinandergereiht und das Publikum schon fast ekstatisch. Die vordersten Reihen lösen sich auf und sind nur noch als pogende Körper zu erkennen. Dann auf einmal stellt sich ein Mann auf die Bühne und wird vom Publikum nach hinten getragen. Stage Diving? Im Gaswerk? Ich bin baff. Vale Tudo hält kurz inne: „Das Riesenbaby will nochmal fliegen!“ Der Raum jubelt und der Mann taucht erneut in die Menge. Von diesem Punkt an gibt es kein Halten mehr. Wahllos (so scheint es mir zumindest) werden von allen Seiten Leute aufgehoben und durch den Raum geschoben. Dann – wieder zwischen zwei Liedern ruft der Sänger einen Circle Pit auf. Wie wild rennen vor der Bühne die Fans in einem Kreis.
Keine Zugabe, das ist bekannt
Während ich noch gebannt auf das Schauspiel vor mir achte, erklärt Vale Tudo, dass sie noch genau zwei weitere Lieder spielen werden. Überrascht blicke ich zu der Bühne. Es werde keine Zugabe geben, die Fans von Vale Tudo wüssten das. Vale Tudo gebe alles und höre dann auf. Und wirklich – nach zwei weiteren Liedern (die zugegebenermassen noch einmal totale Wut und härteste Riffs bieten) verabschiedet sich die Band und verlässt die Bühne. Die Lichter gehen an im Gaswerk und die Leute streben dem Ausgang zu. Nur eine einzige Person schreit: „Zugabe!“, doch sie wird von niemanden beachtet.
Etwas verwirrt und enttäuscht lasse ich mich auch zum Ausgang treiben. Vale Tudo fühlte sich an wie ein Rausch. Eine Stunde lang war ich am Tanzen und gebannt von so viel Hardcore auf und vor der Bühne. Doch der Schluss kam zu plötzlich. Vale Tudo – der Name ist wirklich Programm. Stage Diving, Circle Pit und totale Wut der Band mit härtester Musikbegleitung – aber eben auch ein Ende nach knapp einer Stunde ohne Zugabe.