XII Gallon Overdose
© Lara Schmid

Ein Mann mit Hut, Angus und ein Cappuccino

Am 17. März 2018 traf ich den Lead Gitarristen Sash von XII Gallon Overdose auf einen Kaffee in der Sahara Bar Winterthur. Zum Interview erschien er entspannt und unrasiert – und mit seinem Boxerrüden „Angus“. Ein ehrliches Gespräch über guten Hardrock und die Leidenschaft fünf junger Männer aus Winterthur für die Musik.

Welche Geschichte steckt hinter XII Gallon Overdose?

Seit Mai 2013 sind wir die Band XII Gallon Overdose. Wir kennen uns aber schon länger und haben bereits schon in einer anderen Band (den Smoky Phytons) sieben Jahre lang zusammen gespielt (damals noch mit Jens und Kai). Mit Smoky Phytons hatten wir ein paar Auftritte, die dann aber immer weniger wurden und irgendwann hörten wir ganz auf zu proben. Ein Jahr lang habe ich an allen möglichen Orten gespielt. Aber dann wurde mir klar, dass ich gottverdammi nomol Hardrock spielen will. Und zwar NUR Hardrock! Also habe ich dieselben „Tuble“ nochmals gefragt, ob wir eine neue Band gründen wollen. (lacht)

In unserem dritten Bandraum wurde es dann richtig kreativ. Da haben wir richtig Gas gegeben. Bang Bang und Big Dog sind in dieser Zeit entstanden. Im November 2013 hatten wir dann unser erstes Konzert. Erstaunlicherweise hatten wir schon über 350 Likes auf Facebook ohne jemals öffentlich einen Ton gespielt zu haben. Wahnsinn! Dann haben wir geübt und geübt und es folgten weitere Auftritte. Und wir haben noch mehr geübt und so folgten noch mehr Auftritte. Fantastischerweise kam das Hardrock-Ding echt gut an.

Was war das erste Produkt, das man je von euch gehört hatte?

Wir beschlossen vor unserem Konzert wenigstens Videos zu machen, damit wir den Fans auch etwas zurückgeben konnten. Da wir kein Geld für eine Platte hatten, schnappten wir uns einen Kollegen – Mäve – mit seiner Kamera und der filmte uns dann im Bandraum. Die Kamera stand in der Tür zum Bandraum und von vielen Bandmitgliedern ist nicht einmal die Hälfte im Bild. Ja, das waren so die ersten Sachen, die man von uns hören konnte. (lacht)

Was bedeutet XII Gallon Overdose?

Wir suchten nach einem Namen für diesen Shit. Sassen zusammen im Renegade (Bar) und auf einmal stand Jens (ehemaliger Gitarrist) auf und brummte: „Twelve Gallon Overdose“ und ging aufs Klo. Irgendwie so war das. Zu Beginn hatten wir die Zahl 12 im Namen. Als ich dann die Schrift drucken wollte, hatte ich keinen Drucker zu Hause – und habe das erste Logo am Laptop abgepaust. Und am PC fielen mir die römischen Zahlen ins Auge – und das war cool! Mit Gallonen meinen wir übrigens die imperialen Gallonen. Es sollte vor allem nach viel klingen.

Welche Songs sind speziell für dich?

Bang Bang ist sicher der Bekannteste. Wenn wir ihn einmal nicht spielen, fragen uns die Leute aus dem Publikum, warum wir ihn nicht gespielt haben. Den dürfen wir nie vergessen. No Pain, no Gain, no Rock’n’Roll ist der Verrückteste. Da drehen alle durch auf der Bühne und schmeissen Solos, liegen auf dem Rücken und alles explodiert einfach!

Welches war das geilste Konzert für dich? Das du nie mehr vergessen wirst?

Davon gibt es eigentlich zwei. Erstens natürlich mal: Winterthurer Musikfestwochen. Winti Night. Hauptbühne. Letzte Band. Das war der absolute Wahnsinn! Winterthur geht einfach mega ab! Den ganzen Abend lang war das Publikum begeistert und voll dabei. Von den Zuschauerzahlen aus gesehen, war das geilste Konzert im Hallenstadion. Aber da waren wir Vorband von Status Quo und unser Name wurde ungefähr eine Woche vor dem Konzert zum ersten Mal erwähnt. Da stand sogar nur: „plus support“. Aber das war hammer! In die Menge zu schauen und abzurocken. Wenn das nur jeden Tag so sein könnte… Aber dann würde ich ja auch viel mehr verdienen! (lacht)

Habt ihr ein spezielles Ritual vor dem Konzert? Bier trinken oder so…?

Also Bier trinken wir sowieso immer! PLEASE! (lacht) Zopfi trinkt immer Weisswein. Ich glaube der Rest… Jens bestellte immer ein Gin Tonic mit Kai zusammen. Ich… Ich mache mir immer die Haare nass. Das verstehen viele nicht. Aber ich mit meinen trockenen, feinen Haaren – die hängen mir beim Abrocken immer in den Mund rein und kleben im Gesicht. Darum mache ich mir die Haare nass. Und es sieht natürlich auch besser aus! (lacht wieder) Es sieht aus, als ob ich schon seit zwei Stunden am Spielen wäre. Zopfi putzt übrigens immer seine Zähne vor dem Singen – wieso auch immer. Dann hängt er eh wieder an der Weinflasche…

Und etwas zusammen in der Gruppe?

Nein, das brauchen wir nicht. Wir machen schon so genug miteinander. Ich glaube, es ist eher wertvoll, dass wir vor dem Konzert zusammen rumliegen. Es fragte mich schon jemand, ob wir wissen, dass wir noch spielen müssen. Zopfi lag irgendwie halb komatös in der Ecke, Demi hing auch völlig gelangweilt am Tablet. Andere Bands fragten uns schon, ob wir „still alive“ wären. Aber es ist wirklich so: Erst zehn Minuten vor dem Konzert machen wir uns bereit. Und dann geht’s aber so richtig los. Ich glaube das ist unsere Art von Ritual. Das gemeinsame Gammeln.

Wer schreibt die Songs bei euch?

Ehm… Also aufschreiben… Wir schreiben gar nichts auf. Das kann niemand bei uns. Wir haben alles im Kopf und besprechen untereinander, was wir anders machen könnten. Zum Anderen – dem Songwriting – die Melodie habe eigentlich immer ich im Kopf. Das muss so etwas simples sein mit einem eingängigen Refrain. Das ist das Herzstück von einem Song. Der Text macht Zopfi. Komplett und alle. Er weiss auch, welche Worte geil sind zum Singen.

Eine letzte Frage: Was ist eure Haltung zum Onlinegeschäft?

Wir haben fast alles, was wir machen online. Wir haben auf Facebook angefangen. Das bot sich so an. Eine eigene Homepage haben wir nicht. Ich weiss nicht, wer eine Website besuchen soll. Darum ist Facebook echt toll. Es ist für alle die gleiche Maske. Es hat ein Bild, einen Namen, Infos und Posts. In einer Unterrubrik gibt’s unsere Veranstaltungen. Das ist eigentlich alles, was man über uns wissen muss. Alles andere kann man uns auch persönlich fragen. Zum Beispiel, welche Schuhgrösse wir haben. Das ist kein Problem. (lacht) So simpel wie unsere Musik ist, ist auch unsere Facebook-Seite. YoTtube nutzen wir natürlich auch und Spotify.

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