The Head And The Heart
© Philipp Heger

Herz über Kopf

The Head And the Heart. Eine heterogene Sechsertruppe aus der US Indie-Folk-Rock Szene, zelebrierte am Dienstag 24. Januar 2017 im Plaza Zürich ihr einziges Schweizer Konzert.

Dieter Bohlen hatte seine Hände nicht im Spiel, dennoch ist die Bandgeschichte der US Amerikaner ungewohnt. Im Rahmen einer Open Mic Reihe lernten sich die Sechs Musiker in Seattle kennen. Das The Head And The Heart eine zusammengewürfelte Truppe ist, wurde beim betreten der Bühne recht schnell klar. Selbst optisch unterscheiden sich die einzelnen Bandmitglieder sehr. Das wirkt interessant und man grübelt übers ganze Konzert hinweg darüber nach, wer wohl das Alphamännchen beziehungsweise, -weibchen sein könnte. Der Pianist ist es nicht. Obwohl er meiner Meinung nach der beste Musiker auf der Bühne ist. Sogar die Gitarre spielt er besser als die beiden Gitarristen.

Im Verlauf des Konzertes wird klar, dass The Head And The Heart nicht ohne Grund bereits acht Jahre zusammen Musik macht. Sie hören aufeinander, schauen einander an, sie scheinen immer noch Freude daran zu haben miteinander zu musizieren. Die meist dreistimmig gesungen Songs wirken professionell und originell. Mit der weiblichen Stimme im Publikum hinter mir waren es teilweise sogar vier Stimmen. Ohrwürmer konnte ich für mich jedoch nicht ausmachen.

Meine Begleitung und ich waren uns einig, dass das Schlagzeug im Verhältnis zu den anderen Instrumenten leider zu laut war. Die Henne im Korb der Band peppte die Stimmung mit der Geige auf. Mit der Mimik und dem Rasselspiel ihres langhaarigen Kollegen erinnert die Band teilweise an eine christliche Worship-Band. Die super Stimme der kleinen Frau kommt leider erst beim letzten Song richtig zur Geltung. Vielleicht musste sie noch das Fondue verdauen, von welchem sie bereits anfangs Konzert geschwärmt hat. Eine mutige Menuwahl vor einem Konzert.

Natürlich hat sie auch die Schweiz und Zürich in den höchsten Tönen gelobt. Was aus meiner Sicht an Konzerten ausländischer Bands etwas inflationär erwähnt wird. Wir sind ja nicht die einzigen, welche in einem sehr schönen Land leben. Es ist zur nicht optionalen gesellschaftlichen Konvention geworden, das Gastland zu loben.

Nach dem Konzert wird eine Schwäche des Plaza Klubs offensichtlich. Der schmale Gang zur kleinen Garderobe macht das Warten auf die Winterjacke unangenehm. Glücklicherweise unterhielt uns der Stehnachbar mit seinem vernichtendem Urteil über den Anlass und das lasche Schweizer Publikum. So sind wir halt. Das Publikum hört aktiv mit, bewegt sich diskret. Die Band holt das Publikum aus meiner Sicht vom ersten bis zum letzten Song ab.

Vor einem Konzert im Plaza ist übrigens die leichte Küche des peruanischen Restaurants gleich nebenan zu empfehlen. Dann lässt es sich auch leichter bewegen zur Musik.

Ohne grosses Getöse oder eine spektakuläre Show, führten die Protagonisten durch einen schönen, positiven Abend bei dem die Musik im Vordergrund stand.
Leider aber nur mit einem kurzen Gänsehaut-Effekt, beim letzten Song Rivers And Roads.