Rock meets Classic
© Nina Salvador

Rock it, Baby – aber bitte klassisch

Rund fünfzig Musiker, darunter einige Rocklegenden lockten mich am Dienstag, 18. April 2017 ins Hallenstadion Zürich.

Genauer gesagt, hatte ich heute die Wahl zwischen „Comedy im Zelt“ und der achten Auflage von Rock Meets Classic“.

Meine Entscheidung fiel zugunsten Letzterem aus: Dem legendären Crossover Projekt, verknüpft in einem dreistündigen Programm gefühlvoller Klassik mit weltbekannten Rocksongs.

Relativ schnell fiel auf, dass die Zuschauer und das Musikensemble so durchmischt waren, wie das aktuelle Aprilwetter draussen. Ich habe mir sagen lassen, dass dies die letzte Rock Meets Classic Show für 2017 sein soll. Umso überraschter war ich dann ab der geringen Zuschauerzahl in der bestuhlten Hallenhälfte. Ich setzte mich mit meinem PET-Fläschchen Cola hin und wartete gespannt, wie auch skeptisch zugleich, auf die folgende Show.

Die Mat Sinner Band und The Bohemian Symphony Orchestra Prague machten den Auftakt. Auf den ersten Song I Like It folgte sogleich Just Like an Arrow, performed von Bob Catley & Tony Clarkin (Magnum). Die gestandenen Altrocker und Stilikonen versuchten das Publikum aufzuheizen, was ihnen ab dem zweiten Song auch gelang. Ein weiteres Powerduo Mick Box & Bernie Shaw (Uriah Heep) folgte mit Quotenliedern wie Lady in Black – dieser Refrain dürfte wohl allen bestens bekannt sein:

She came to me one morning
One lonely Sunday morning
Her Long hair flowing in the mid-winter wind
I know not how she found me
For in darkness I was Walking
And destruction lay around me
From a fight I could not win
Ah, ah, ah, ah, ah

Bei all den bekannten Rocksongs wippte mein Bein im Sitzen stets unaufhörlich mit, trotzdem fehlte mir der Link zur klassischen Musik – das Programm hiess ja schliesslich auch „Rock Meets Classic“ und nicht „Rock Meets Rock“. Wenigstens fehlte das Flammenpiano inklusive Pianist mit Zylinder nicht.

Weiter ging’s mit Special Guest Rick Springfield aus den USA, der mit seinen Hits in den 80ern eine ganze Generation Musikliebhaber beeinflusst hat. Celebrate Youth und Love Somebody kamen somit auf den Sitz- bzw. inzwischen eher Stehplätzen gut an. Rick brachte auch die beiden besten Moves der Show: Einerseits nutzte er einen Rosenstrauss als Plektrum für sein Gitarrenspiel und liess es somit rote Rosenblätter regnen – andererseits verabschiedete er sich gebührend von der Bühne, indem er seine Gitarre zum Abschluss etwa fünf Meter zum Bühnenroadie schmiss und allen den grandiosen Ratschlag „You should all go out and have a beer“ zurief. Ob da bei einem missglückten Versuch wohl genug Ersatzgitarren mit einberechnet waren?

Auch wenn die Saitenklänge mit etwa vier Gitarristen gleichzeitig so oder so Überhand nahmen auf der Bühne, freute ich mich doch auf mein persönliches Highlight an diesem Abend: Ausnahmegitarrist Steve Lukather. Einigen besser bekannt als Gründungsmitglied der Band Toto. Mit den Songs Rosanna, Hold The Line oder Africa brachte der Gitarrengott seine MusicMan (eine Gitarre) zum Ächzen und Kreischen – da hätte ich ewig zuhören können.

Hold the line
Love isn’t always on time, whoa, whoa, whoa
Hold the line
Love isn’t always on time, whoa, whoa, whoa

Lukather hat auch dieses Mal bewiesen, dass er nicht umsonst in der „Musicians Hall of Fame“ als einer der zehn besten Gitarristen aller Zeiten geehrt wurde. Mein persönliches Konzerthighlight von Toto im Jahr 2012 konnte diese Show allerdings nicht toppen.

Zu guter Letzt liess sich Don Felder, ehemaliges Mitglied der Eagles auf der Bühne blicken. Gefolgt von einem Flammen- und Rauchinferno, sowie einer Headbanger-Einlage der Querflötenspielerin und des Backgroundsängers.

Welcome to the Hotel California
Such a lovely place
Such a lovely face
Plenty of room at the Hotel California
Any time of year
You can find it here

Für viele der Zuschauer war Stargast Don Felder mit Sicherheit das Highlight des Abends, meine Sitznachbarn sind aber bereits schon in der Pause klangheimlich aus der Konzertlocation verschwunden. Bevor die dreistündige Show ihren krönenden Abschluss nahm, kamen nochmals alle Musiklegenden des Abends auf die Bühne und verabschiedeten sich. Da war es dann auch für mich an der Zeit langsam zu verschwinden, vor dem grossen Ansturm auf die Ausgänge.

Die harten Gitarrenklänge und all die Totenköpfe auf den Shirts liessen das Rockerherz der Zuschauer bestimmt höher schlagen – allerdings gab es weder dem Violinen- noch dem Querflötensolo der klassischen Musikeinlage eine richtige Chance durchzudringen. Durch die Kombi nahm es aber auch der Rockmusik den typischen Sex, Drugs & Rock ’n‘ Roll Geschmack und hinterliess eher ein Gefühl der Unvollkommenheit. Grundsätzlich mag ich beide Genres sehr und finde so ein Zusammenspiel extrem spannend. Alles in allem ein netter Versuch, da gibt es definitiv noch Potential nach oben in der Umsetzung. Ich frage mich bei solchen Geschichten jeweils auch immer, wie die all ihre Musikergagen bezahlen können?

Eines zeigt die Show aber sehr schön auf: Nämlich, dass Musik eine universelle Sprache ist und mit allen möglichen Stilarten durchmischt werden darf!