© Baptiste Krützmann

Nichts als Einheitsbrei

Die Fakten vorweg: Jack Garratt gilt als musikalisches Multitalent und wird als Newcomer des Jahres gehandelt. Der altehrwürdige Kaufleutensaal war seit Monaten ausverkauft und sogar das Schweizer Staatsradio übertrug das Konzert landesweit live. Mehr Vorschusslorbeeren sind also fast nicht möglich. Deshalb betrat ich das Kaufleuten an diesem Mittwochabend, den 18. Mai 2016, auch mit grossen Erwartungen.

Zu den Tatsachen: Ich wurde enttäuscht. Während dem Konzert stellte ich mir immer wieder die Frage, ob dies wirklich die Zukunft der modernen Musik ist. Ein Musiker, der sich zwischen halbem Schlagzeug, Sampling Pad und Keyboard wild zappelnd herumbewegt, während er seine Kopfstimme immer wieder zum Besten gibt? Ohne Frage, Garratt hat Talent und Musik im Blut. Gekonnt bediente er die unzähligen elektronischen Gerätschaften, die kreisförmig um ihn herum aufgestellt waren. Doch die Lieder klangen zu perfekt. Kein Wunder, wurde doch die Hälfte der Lieder durch betätigen einiger Tasten abgespielt. Einzig Jack Garratt’s Gesang zusammen mit Piano- und Schlagzeug-Elementen waren live. Ja sogar der Backgroundgesang kam aus der Büchse. Wieso kann man so Zeug nicht einfach weglassen?

Das Konzert erinnerte mich je länger je mehr, an einen Auftritt einer dieser selbsternannten Star-DJ’s, die irgendwelche vorgefertigten Liederfetzen zusammenmischen. Kam hinzu, dass zwischen den Liedern oft eine unkommentierte Pause entstand und das Publikum dementsprechend unruhig wurde. Die Show wurde mit der Zeit geradezu ermüdend.

Es gab jedoch auch einige positive Punkte, die ich euch nicht vorenthalten möchte. So war etwa das Gitarren Intro zu Surprise Yourself hörenswert. Oder Jack Garratt’s enorme Power, die er während den Liedern auslebte. Auch zeigte er ab und zu Witz, etwa als er den Hit Hello von Adele anspielte, in Anbetracht der Tatsache, dass nur etwa fünf Kilometer weiter diese das Hallenstadion zum zweiten Mal füllte. Wie so oft kam der Höhepunkt zum Schluss. Jack Garratt schnappte sich die Gitarre und spielte seinen Hit Worry. Die Energie die dieses Lied versprüht, elektrifizierte den Kaufleutensaal, zum ersten und zum letzten Mal an diesem Abend.

Alles in allem war das Konzert von Jack Garratt jedoch eher ein Einheitsbrei. Sollte dies wirklich die Zukunft moderner Musikveranstaltungen sein, wird es bald auf der Bühne von Liedermischern wimmeln und Musik entsteht nur noch am Computer. Niemand wird mehr schätzen, wie eine gesamte Band mit richtigen Instrumenten die Lieder live performt, einige krumme Töne mitinbegriffen. Zum guten Glück glaube ich nicht an diese Zukunft und weiss, Jack Garratt wird im Mainstream dieser Popmusik versinken, während Musiker mit Charakter und Fleiss die Bühne des Kaufleutens wieder erobern werden.