Mr. Hurley und die Pulveraffen
© Lara Schmid

Mit Säbelrasseln und Rumtopf

Leise rieselt der Schnee, am 22. März 2018. Trotzdem ist heute Karibik-Feeling im Dynamo angesagt. Mr. Hurley & Die Pulveraffen entern Zürich im Rahmen ihrer Tortuga-Tour. Doch schaffen es die Osnabrückpiraten, die Karibik nach Zürich zu bringen?

Völlig verfroren strande ich am Werk 21 und wünsche mir nichts sehnlicher als warm zu haben. Meine Füsse fühlen sich gefroren an und meine Zähne klappern jedoch (noch) nicht vor Furcht. Als Erstes bin ich unglaublich froh, dass das Dynamo brechend voll ist. Wohin das Auge auch blickt: Überall sind Piraten, bärtige Männer und Frauen in langen Röcken. Es fühlt sich wie eine Reise in eine andere Zeit an. MacCabe und Kanaka spielen bereits und machen Stimmung. Das Trio aus Lübeck begeistert mit Folksongs und Shantys zum mitgrölen. Meine Füsse tauen langsam beim Tanzen auf.

Kurz nach 21 Uhr ist es dann soweit: Die Piraten stürmen die Bühne. Die Reaktion des Publikums fällt jedoch verhältnismässig ruhig aus. Erst nachdem der Sänger von Mr. Hurley & Die Pulveraffen die Menge in Zürich begrüsst wird die Stimmung euphorischer. Sie legen dann auch sofort los und im Nu ist die Stimmung wieder gestiegen. Auch wenn wir eng aneinander gedrängt stehen, kann fast niemand stillhalten. Scheinbar gab es bereits technische Probleme bei diesem ersten Song. Mir, und offensichtlich allen anderen ist gar nichts aufgefallen. Mr. Hurley entschuldigte sich für die Panne und das Publikum war etwas ratlos, was denn genau gemeint war.

Zwei Stunden lang dominieren Rum, Papageien, und Enterhaken. Die Lieder handeln von der Sehnsucht frei zu sein, um Liebe und natürlich von Seemannsgarn. Die Affen sind selbstironisch und wirken total authentisch. Mit Auf den Captain, Tortuga Bay und Wenn ich Gouverneur wär seien an dieser Stelle nur einige Songs genannt. Es macht riesigen Spass, den fantasievollen Texten zuzuhören und mehr als einmal kann ich mir ein Lachen nicht verkneifen. Kurz vor 23 Uhr folgt der langersehnte Höhepunkt: Der wohl bekannteste Song Blau wie das Meer. Das Publikum tobt und wirklich JEDER singt mit – bis zum zweiten Refrain, als plötzlich die Musik erstirbt. Das Publikum grölt den Refrain fertig und dann noch einmal. Etwas weniger laut sogar noch ein drittes Mal. Die Irritation steigt spürbar. Mr. Hurley schreit, dass die Technik wohl noch einmal versagt habe. So grölt das Publikum munter weiter und die Affen tanzen mittendrin. Eine etwas andere Interpretation des Liedes, aber sehr charmant.

Nach dem Konzert laufe ich beschwingt durch Zürich. Im Kopf summe ich noch immer die eingängigen Lieder der Affen. Und selbst den Schnee nehme ich nicht wirklich wahr. Die Band hat mich überzeugt: Ich spürte ihre Begeisterung für die Piraterie und liess mich in eine komplett andere Welt entführen. Karibik ahoi!