Leech, Gaswerk
© Philipp Heger

Das Blut ist ausgesaugt!

Erst wenige Wochen ist es her, das Bergmal Festival, das erste Post-Rock Festival der Schweiz. Diverse Grössen dieses Genres traten im Dynamo in Zürich auf.

Meine Blogger Kollegin Nadine, hörte sich God Is An Astronaut, einige Tage später in der Schüür in Luzern an. Sie wurde an diesem Sonntagabend nur von den wenigen Zuschauern enttäuscht. Ein lesenswerter Artikel der auch beschreibt, wieso Physiotherapeuten nicht immer recht haben.

Die Iren sind mittlerweile wieder Zuhause und der nächste Post-Rock Akt des Festivals geht auf die Bühne. Leech, im Gaswerk am 11.11.2016 in Winterthur.

Seit dreissig Jahren saugen die Musiker von Leech ihren Fans das Blut aus den Adern. Diese Information erhielt ich von einem Freund der Band. Dieser wuchs mit ihnen in Zofingen im Aargau auf und besucht das Konzert, wie vermutlich viele andere auch, ohne Begleitung. Trotzdem bin ich froh um meine Begleitung, da ich das Konzert nur bei jedem zweiten Bier verlassen muss. Ansonsten tanzt man sich bei dieser Musik so in Ekstase, dass die Menschen drumherum nicht mehr wahrgenommen werden. Das liegt nicht an den vorwiegend schwarzen Kleidern im dunklen Kellerraum. Die Band wechselt wenig Worte und lässt lieber die, glücklicherweise nicht enden wollenden Songs für sich sprechen.

Bei den Klassikern wie Turbolina, Echolon, March Of The Megalomaniacs und October, übrigens alles Titel aus dem 2012 entstandenen Album If We Get There One Day, Would You Please Open the Gates?, fühlte ich mich als würde ich im All herumschweben. Es lohnt sich also allemal die Tore zu öffnen – versprochen. Es sind quasi die Pforten der Wahrnehmung, um wieder mal die Doors zu zitieren. Die einzige Droge dabei ist die Musik.

Wunderbare Gitarrenriffs legen sich über dunkle Bassläufe und ein Schlagzeug, dass auch mal einen Marsch spielt. Ergänzend dazu, die melodiösen Klänge des Pianisten. Wenn der Post-Rocker oder die Post-Rockerin mal altershalber von dieser Musik loskommen will, empfehle ich Richard Wagner. Er versteht es auch mit einem lieblich glatten Meeresspiegel aus sanften Klängen zu beginnen und diese langsam in einen Sturm düsterer Tiefen zu führen.

Mir gefriert das Blut in den Adern, wenn ich daran denke, dass Leech vor Jahren am gleichen Abend am gleichen Ort spielten wie Sivert Høyem, welcher mir meinen ersten Konzertbericht wert war. Zumindest saugen sie mir nicht gleich alles Blut aus den Adern mit ihrer vereinnahmenden Musik.