Jamiroquai
© Natalie Steiger

Ich spiele am Coachella… Na und?

Nach einer Kehlkopfentzündung im Dezember, holten Jamiroquai am 11. Januar 2018 ihr Konzert im Zürcher Hallenstadion nach. Nicht nur die Batterien von Front Sänger Jay-K sorgten immer wieder für Furore.

Der achtundvierzigjährige Sänger Jay-K und seine Band alias Jamiroquai sorgten in den 90ern mit ihrem Acid-Jazz für rege Aufmerksamkeit. Da diese Band bei mir des längeren schon auf der Artist to Watch List stand, entschied ich mich in einen Schwall an Kindheitserinnerungen einzutauchen…

Das Hallenstadion war gut gefüllt, wenn auch nicht ganz ausverkauft. Das Publikum lag bei etwa Ü30 / Ü40, die Medienplätze bescherten an diesem Abend ungemein viel Platz. Wissen die Kollegen etwas, was ich nicht weiss? Egal! Ich geniesse meine Beinfreiheit.

Kurz nach 20.30 Uhr verdunkelt sich die Halle. Das Stimmengewirr der Besucher setzt augenblicklich aus. Die Lichtershow erstrahlt in grellem rot und diverse verzerrte Nachrichteninfos werden im Sekundentakt auf dem Screen, in Form eines Fernsehers aus den 50ern angezeigt. OK, cooles Intro. Irgendwann setzte Automation (Deetron Remix) ein und die Wände wurden von einem intensiven grün umhüllt. Nach fast drei Minuten erklommen Jamiroquai die Bühne und Jay-K begann mit dem Singen. Nach einem „Zürich Dankeschön“ ging es fliessend zu Little L über. Yeah, der Track groovt nach siebzehn Jahren noch genauso wie damals. Das bekannte Zwischenklatschen durfte natürlich nicht fehlen.

Ich denke, es ist immer noch 2017

Nach Automation die Zweite (normale Version) sorgte ein technisches Techtelmechtel für eine kurze Pause, welches Jay-K galant über die Bühne zu bringen versuchte. „Ich denke es ist immer noch 2017“ keine Reaktion seitens des Publikums. „Vor fünfundzwanzig Jahren veröffentlichten wir unser erstes Album. Einige von euch sind alt genug, um sich daran zu erinnern“ ein kurzes aufflackern von Lachen kreiste durch die Halle. Das Problem schien bewältigt zu sein und The Kids erklang (auch wenn mit einer kurzen Rückkupplung)

Wenn die Performance nicht ankommen will

Jay-K war bemüht die Menschen zu unterhalten, diese wiederum honorierten es ihm mit kurzen Klatscheinlagen und mitsingen, wie bei Space Cowboy, Cosmic Girl oder Runaway. Seine beige Fransenjacke, kombiniert mit den weissen Handschuhen und der leuchtenden, Kristall ähnlichen Kopfbedeckung ergänzten den Auftritt ideal: Schrill und inhaltslos. Es mag sich brutal anhören, doch dieses Konzert beherrschte, nebst den immer wieder auftauchenden technischen Problemen (welche es verständlicherweise durchaus geben kann), zu viele unnötige Sequenzen. Gekrönt wurde die Performance durch die erzwungenen, lustigen Aussagen von Jay-K. Höhepunkt war, als er erwähnte, dass sie am Coachella auftreten. Die Menge reagierte einfach nicht. Herrlich.

Was mache ich eigentlich hier?

Irgendwann drängte sich der Gedanke nach meinem Dasein durch. Wieso sitze ich noch hier? Weil ich immer noch Hoffnung habe! Bei den Pausen zwischen den Songs verging die Zeit sehr langsam und die Menschen begannen mit Pfiffen zu antowrten. Auch ein „Take it easy, wir haben gerade ein technisches Problem“ half wenig. Als die Batterien seines Hutes leer waren, musste ich Lachen, es war irgendwie absehbar, dass dies passieren musste.

Nach Seven Days in Sunny June, bei dem das Publikum nochmals richtig auftaute, schlich ich mich dann raus. Die Unterhaltung an diesem Abend war gut, auch wenn aus anderen Gründen. Jamiroquai hatten wohl einfach einen extrem schlechten Tag, kombiniert mit technischen Eskapaden und einem ungeduldigen Publikum, kann einfach keine Stimmung aufkommen. Auch wenn sie immer sehr nah an der Oberfläche kratzte.