Imagine Dragons
© Chantal Largey

Glücksgefühle an einem Unglückstag

Freitag, der 13. April. Eigentlich ein Unglückstag, meint der Volksmund. Aber für mich bedeutet dieses Datum, dass heute Abend Imagine Dragons im Hallenstadion Zürich spielen werden. Die Tickets für das Konzert sind schon seit längerer Zeit ausverkauft. Jedes Mal, wenn ich das Radio einstelle, ist mindestens ein Song von Imagine Dragons zu hören. Meine Erwartungen an ihre Live-Show sind dementsprechend gross. Ich bin gespannt, ob die Drachen diese erfüllen können.

Vor dem Hallenstadion sprechen mich drei Männer an und wollen ein Ticket von mir kaufen. Nein – Sorry. Verkaufen kann ich gar nichts. Aber ich bin einigermassen erstaunt, dass drei Männer unbedingt ein Ticket wollen. Ich dachte, das Publikum bei Imagine Dragons werde hauptsächlich aus kreischenden Frauen bestehen. Okay, Vorurteil beiseite geschoben. Dank der SBB habe ich etwas Verspätung und schaffe es gerade noch rechtzeitig an meinen Platz. Dann gehen auch schon die Lichter aus und unter dem lauten Zurufen des Publikums laufen die Drachen auf die Bühne. Wobei der Sänger, Dan Reynolds, förmlich über die Bühne zu fliegen scheint.

Liebe, Freiheit und Dämonen

Mit I Don’t Know Why wird das Konzert eröffnet. Reynolds befindet sich zuvorderst auf der Bühne und interagiert von der ersten Sekunde an mit dem Publikum. Dieses darf jeweils den Refrain zu I Don’t Know Why singen. Ich muss sagen: Das wirkt. Ich kriege Gänsehaut. Nach dem Song richtet der Sänger das Wort an uns. Wir sollen die Sorgen, die Ängste und Rassenungleichheit draussen lassen und die Tür öffnen für Liebe, Freiheit und Gleichheit. Ehrlich gesagt: Ich finde diese Begriffe langsam etwas ausgelutscht – jede zweite Band bringt sie. Von Reynolds gesprochen klangen sie jedoch ehrlich in meine Ohren. Und die Band engagiert sich ja tatsächlich für den guten Zweck: Sie spielten bereits mehrere Benefizkonzerte und setzen sich unter anderem für Flüchtlinge aus dem Mittleren Osten und für krebskranke Kinder ein.

Es gibt keine Zugabe

Songs wie Whatever It Takes, Radioaktive, It’s Time berühren meine emotionale Seite. Und scheinbar nicht nur bei mir: weiter vorne klammern sich drei junge Frauen an die Absperrung und fallen vor Aufregung fast runter. Verdenken kann man es ihnen nicht. Der Sänger ist optisch echt ein Hingucker. Auch ich sabbere ein wenig vor mich hin. Ich sehe aber auch viele verliebte Pärchen und Menschen, die eine Peace-Flagge schwenken. Als dann auch noch mein persönlicher Favorit – Demons – gespielt wird, will ich am liebsten meine unbekannten Nachbarn umarmen und ihnen Liebe schenken. Kurz vor dem Ende erklärt Reynolds, dass sie nie eine Zugabe spielen würden. Sie würden nicht verstehen, warum eine Band von der Bühne gehen sollte, um dann wieder zu kommen. Lieber würden sie einfach noch zwei Lieder spielen und uns respektvoll nicht den Rücken zudrehen. Das Hallenstadion ist begeistert.

Wie zu Beginn bereits erwähnt, hatte ich sehr grosse Erwartungen an Imagine Dragons. Und ich muss zugeben, dass sie diese sogar übertroffen haben! Die Band gab volle zwei Stunden ganzen Einsatz, der Sänger sprang ununterbrochen auf der Bühne auf und ab. Musikalisch waren sie weit besser als im Radio. Sie überzeugten mit ihrer Leidenschaft zur Musik und präzisen Tönen. Und es gelang ihnen, eine ganz besondere Stimmung im Publikum zu erzeugen. Eine moderne Hippie-Band.