Gurtenfestival
© Léonie Stalder

Güsche 2018 – Tag 4: Erwartungen übertroffen?

Gleissende Sonne, kalte Drinks, blendend helle Blitze und kühler Regen: Der vierte und letzte Tag des Gurtenfestival 2018 hielt so einiges für seine Gäste bereit. Und auch musikalisch war er voller Überraschungen.

Der finale Tag des Gurtenfestival 2018 startete für mich erst um 16.15 Uhr mit dem Konzert von Leoniden; aufgrund unserer Namensverwandtschaft war ich auf dieses Konzert besonders gespannt. Die junge Truppe aus Kiel verkörpert den Geist der deutschen Indie-Pop Nachwuchsbands: Jung, bunt, Partystimmung. Leider prallte die Gute-Laune-Musik auf ein eher undankbares Publikum, welches an diesem letzten Festivalnachmittag einfach noch nicht tanzbereit war.

Die nächste Station war die Hauptbühne welche um 18 Uhr von Bonez MC und RAF Camora bespielt wurde. Eigentlich konnte keiner aus unserer Güsche-Truppe etwas mit Gangsta-Rap anfangen, aber nach all den Singer-Songwritern war uns nach ein bisschen mehr Schmackes zumute. Unsere Experimentierfreude wurde belohnt: Obwohl die beiden Herren sprachlich ihren musikalischen Wurzeln treu bleiben, sind ihre Songs dank den Dancehall-Einflüssen äusserst tanzbar und durch die Reggae-Beats auch nicht wirklich gangsterhaft, sondern versprühen sogar richtig gute Laune.

Danach machten wir uns auf die lange Reise zur Zeltbühne. Hier trat um 19.45 Uhr Wincent Weiss auf, dessen Namen mir bis dahin überhaupt nichts sagte. Schade, denn wie sich bald herausstellen sollte, hat Wincent nicht nur ein Händchen fürs Hits-Schreiben (zB. Musik sein, Feuerwerk, An Wunder), sondern ebenfalls ein Talent als Showman. Ob das noch Nachklänge seiner Zeit im DSDS-Camp im Jahre 2013 sind? Vielleicht. Auf jeden Fall hat Dieter Bohlen hier eine Wahnsinns-Chance verpasst, einem charismatischen Newcomer seinen Stempel aufzudrücken. Gut für Wincent, der anschliessend noch bis zu seinem Durchbruch 2016 musikalisch wie auch persönlich reifen konnte. Auffallend war auch, dass obwohl die Mehrheit des Publikums natürlich aus jungen Mädchen bestand, erstaunlich viele Männer anwesend waren, die mindestens ebenso laut mitsangen. Und das nicht nur bei Wincents eigenen Songs, sondern auch bei dessen Medley aus mehreren deutschsprachigen Hits. Mit dabei: Chöre von Mark Forster, Holz von den 257ers und 80 Millionen von Max Giesinger.
Meine letzten beiden für heute Konzerte waren jene von Cro und CRIMER. Cro war an diesem Tag nun schon der Dritte, der meine Erwartungen weit übertraf. Seine locker-flockige, sogenannte Raop (Rap-Pop)-Musik eignete sich perfekt zum warm tanzen nach dem kurzen Gewitter. CRIMER bildete anschliessend den perfekten Abschluss des Gurtenfestival 2018: Mystisch, ein wenig schräg, tanzbar und schon voller Vorfreude auf den Güsche 2019.