© Natalie Steiger

Die verwehten 80er Gigs

Am letzten Donnerstag, 02. Juni 2016, rufte die grösste Eventhalle der Schweiz ihre Besucher zum Kommen auf. Und sie kamen, in Scharen und voller Vorfreude auf ihren Liebling der 80er Jahre, Bryan Adams.

Ein Weltstar, ein Superstar, der Held der 80er – ich gebe es zu, in den wilden 80er habe ich den super Export aus Kanada noch nicht wirklich wahr genommen. Dafür aber umso mehr in den 90er. Diesen Mann muss ich mal live sehen, hab ich mir damals geschworen. Zwanzig Jahre später war es soweit.

An diesem verregneten Junitag freute ich mich auf ein gutes Konzert. Ich ging automatisch davon aus das es gut sein wird, denn hallo, Bryan Adams?! Wir waren, einmal mehr, knapp dran. Um punkt acht Uhr nahmen wir unsere Plätze ein. In den Gängen war noch viel los, die letzten Toiletten-Besuche standen an und der Getränkevorrat wurde aufgestockt. Gespannt schaue ich nach vorn, na wann kommt er? Um 20.13 Uhr startete er seine Tour „Get Up“ – die Leute rasteten aus. Wir gehörten eher zu den Jünglingen unter im Publikum, was auch nicht anders zu erwarten war. Es ging Schlag auf Schlag, ein Song nach dem anderen wurde gespielt. Nach etwa dem dritten Song spricht er ins Mikrofon. „Seit zwanzig Jahren komme ich nach Zürich und heute ist es das achtzehnte Mal im Hallenstadion“ kreisch, wieder freut sich die Menge.

Die Songs seines aktuellen Albums Get Up, welches im Oktober 2015 erschien, kamen ganz ordentlich an. Man bedenke, dass die Leute ausschliesslich wegen den Klassikern kommen. Titel wie You Belong To Me, Go Down Rockin‘ und Brand New Day wurden von der Menge angenommen und von den meisten mitgesungen. Zwischendruch stecht Bryan durch seine Solis an der Gitarre raus. Sein Gitarrist Keith Scott machte es ihm gleich und immer wieder gingen sie zusammen in die Vollen – mal zum Publikum gewendet, mal zu Drummer Mickey Curry. Eines viel wieder ganz klar auf. Wenn der Drummer sein Soli gibt, drehen die Leute einfach immer mehr durch, als bei den anderen Musikern, woran das wohl liegt?

Der erste Moment bei dem ich vollkommen im Konzert war, war als er den Song Run To You spielteVerdammt! Das hab ich mir als Kind angehört und jetzt seh ich den einfach live vor mir? Die Person links von mir, erinnerte mich wieder an die Tatsache, dass wir das Jahr 2016 haben – jeder Song wurde lauthals und kreuzfalsch mitgesungen. Als ich meinen Blick durch die Halle schweifen liess und mein Kopf nach links gedreht war, fragte er mich „stört es dich wenn ich mitsinge?“ natürlich nicht! Was wäre ich für eine Person, wenn mich solche Sachen nerven würden. Fan ist Fan und wenn er singen will, dann soll er.

Beim Lied Heaven fühlte das Publikum jede Textzeile. Der Song wurde emotional wiedergegeben und die Handy-Taschenlampen waren gezückt. Langsam fragte ich mich wann Summer of 69 zum Besten gegeben wird. Pata und schon wurde er gespielt. Die Halle bebte, die Lyrics wurden von der Meute rausgeschmettert und es herrschte eine fröhliche Stimmung mit einem Hauch Nostalgie in der Luft.

Kurz darauf folgte wieder ein Herzschmerz Song – (Everything I Do) I Do It For YouBalladen sind selten mein Fall, an einem Konzert sogar noch weniger. Aber auch diese drei Minuten gingen vorüber. Bryan packte sich erneut das Mikro „an jeder Show suche ich eine Frau die tanzen kann, darum liebe Frauen tanzt was das Zeug hält“. Die Ladies im Hallenstadion geben ihr Bestes „nein, mit den Händen winken ist nicht tanzen, ich meine richtige Moves“ die Kamera schwenkt durch die Reihen „diese mit dem schwarzen Top, ja genau du. Du kannst zum nächsten Song mittanzen“. Währenddem Bryan If you wanna be bad you gotta be good sang, räkelte sich Natalie (ja warum ich mir wohl den Namen merken konnte…) im Takt dazu und wurde auf den Bildschirm übertragen.

Beim nächsten Titel Somebody war das Bild auf dem Screen aus verschiedenen Fotos, welche man auf seiner Website hochladen kann, zusammengefügt. Wieder wurde eifrig mitgeträllert.

Am Schluss verabschiedete sich die Band und Bryan gab noch ein paar Solo Zugaben. Eine davon war All For Love. Diesmal stand das komplette Hallenstadion in einem Lichtermeer von Handy-Taschenlampen.  Um 22.30 Uhr war der Spass vorbei und wir verabschiedeten uns von einem verwehten 80er Jahre Abend.

Mein Fazit? Ich bin froh hab ich ihn gesehen, muss ihn aber kein zweites Mal sehen. Die Show lebt von den Klassikern, die neuen Sachen interessiert die wenigsten. Ich erhoffte mir jedoch ein wenig mehr Unterhaltung oder besser ausgedrückt, Interaktion mit dem Publikum, denn lustig ist er. Insgesamt war es aber eine coole Show.