Lieblingsalben 2018

Die 10 Lieblingsalben aus 2018

2018 ist Geschichte. Wir blicken noch einmal auf ein aufregendes Musikjahr zurück. Diese zehn Alben sind die Favoriten von Redaktor Jonas.

Klaus Johann Grobe – Du bist so Symmetrisch

Auch wenn ich den wärmeren, orgelgetränkten Vorgänger noch etwas lieber mag: Mein meist­gehörtes Album 2018 ist gleichzeitig mein liebstes. Sevi Bachmann und Daniel Landolt haben auch mit neuen Instrumenten eine Menge Spass, was man dem Album in jeder Sekunde anhört. Ansonsten wie gehabt: Gewitzte Texte treffen auf treibende Basslinien und präzises Schlagzeugspiel. Beim Songwriting legen die beiden gar noch eine Schippe drauf, Zeugen davon sind das schwelgerische Du + Ich sowie die flirrende Disco-Hymne Out of Reach.

Die Wilde Jagd – Uhrwald Orange

Es ist nicht leicht, sich der Sogwirkung von Uhrwald Orange zu entziehen. Mäandrierende, repetitive Gitarren-Loops, flankiert von elektronischer Perkussion, Synths und Schlagzeug vermengen sich zu einer atmosphärisch äusserst dichten Mélange. Fünfzehnminütige repetitive Songs, die dennoch nie langweilig werden? Dank der herausragenden Produktion und dem Ideenreichtum der beiden Wahl­berliner auf Uhrwald Orange kein Problem. 2000 Elefanten ist zudem einer meiner Favoriten des Jahres.

Nils Frahm – All Melody

Drittes Album, zweites Mal Wahlberliner. Beinahe ein Jahr ist es her, seit der Ver­öffentlichung von All Melody. Nils Frahm sprengt darauf bewusst sein musikalisches Repertoire. Klavier und Synthesizer werden erweitert durch Chöre, Streicher, Trompete und Marimba, die Kompositionen verlaufen zwischen moderner Klassik und Ambient-Electronica. Herausgekommen ist ein äusserst vielschichtiges Werk: Mal zaghaft, mal monumental, stets wirkungsvoll. All Melody ist eine träumerische Achterbahnfahrt, welche mit Harm Hynm zu einem sanften Ende kommt.

Haley Heynderickx – I Need To Start A Garden

Wohl das Konzert des Jahres und dazu eins der interessantesten Alben hat uns die Sängerin und Gitarristin aus Portland in diesem Jahr geschenkt. I Need To Start A Garden ist Folk, wie er in Amerika im Moment zahlreich erscheint. Und trotzdem sticht das Debütalbum der zweiundzwanzigjährigen heraus. Wunderschöner fingerpicking Folk im Stile einer Vashti Bunyan (No Face, The Bug Collector) ist ebenso vertreten wie an Joanna Newsom erinnernde, tanzende Melodiebögen (Untitled God Song, Drinking Song). Auch beim Blues und Country bedienen sich einige der Songs – in Kombination mit reifem Songwriting und hochklassigen Mitmusikern entstand so ein Kleinod des amerikanischen Folks.

Adrianne Lenker – abysskiss

Noch ein Folk-Album aus den Vereinigten Staaten. Adrianne Lenker wird den einen oder anderen als Frontfrau der grossartigen Indie-Rock Band Big Thief bekannt sein, welche in diesem Jahr unter anderem auch die Winterthurer Musikfestwochen beehrt haben. abysskiss ist der Solo-Zweitling der jungen Musikerin und bietet zehn spärlich instrumentierte, fein arrangierte und mehrheitlich von ihrer aussergewöhnlichen Stimme getragene Folk-Songs, die tief gehen. Symbol ist einer meiner Songs des Jahres.

Beach House – 7

Wann immer Beach House etwas veröffentlichen, sie finden sich mit grosser Wahrscheinlichkeit in meiner Hitliste. Ich habe mich damals bei Devotion in ihre Musik verliebt. Die Faszination hält ungebrochen an, obwohl die beiden nicht gerade bekannt dafür sind, sich auf jedem Album neu zu erfinden. 7 ist in dieser Hinsicht geradezu eine Revolution. Stücke wie Black Car, Lemon Glow oder L’Inconnue sind das Resultat neuer musikalischer Einflüsse und gehören zu den Album-Höhepunkten. Ansonsten ist 7 einfach Beach House pur: Die Stücke nehmen einem auf eine wohltuende, träumerische Reise voller Melancholie mit.

Rolling Blackouts Coastal Fever – Hope Downs

Gut gemachter Jangle Pop ist nicht so schnell totzukriegen, das beweist das australische Quintett mit ihrer Debüt-LP eindrücklich. Die Gitarren kreisen im Trio, zusammen mit treibendem Schlagzeug und Bass entstehen energetische Pop-Songs. Die ersten drei Songs, das furiose An Air Conditioned Man, das hymnenhafte Talking Straight sowie das sich aufbäumende Mainland gehören zum Besten, was die diesjährige Gitarrenmusik zu bieten hatte. Auch auf dem Album als Ganzes, zeigen sich die fünf Musiker aus Melbourne musikalisch gereift und geben ein Versprechen für die Zukunft ab.

Against All Logic – 2012 – 2017

Nicolas Jaar ist nun wahrlich kein Unbekannter mehr und trotzdem hat er in diesem Jahr wieder einmal alle überrascht. Er steckt nämlich hinter dem Pseudonym Against All Logic (A.A.L.) und hinter diesem wiederum steckt eins der interessantesten Alben elektronischer Musik des Jahres. Reich an Samples aus Soul und Funk, reich an rhythmischer Vielfalt, reich an musikalischer Texturen, reich an Dynamik – Nicolas Jaar weiss genau, was er tut. Und er tut es dazu verdammt gut. Rave on U ist der krönende Abschluss einer Tour de Force.

Parquet Courts – Wide Awake!

Andrew Savage & co. haben mich auf Albumlänge bislang nie restlos überzeugt. Auf Wide Awake! scheinen sich die Herren nun jedoch von A bis Z pudelwohl zu fühlen. Mal treibend, mal trottend, mal wütend und eindringlich, mal augenzwinkernd, schlängeln sich die rhythmischen Songs bis zum finalen Höhepunkt Tenderness. Mühelos schafft das Album dabei den Spagat zwischen Vielfalt und Kohärenz. Wide Awake! ist definitiv eins der ganz grossen Rockalben des Jahres.

Nu Guinea – Nuova Napoli

Nuova Napoli ist auf den ersten Blick ziemlich unscheinbar. Die sieben dahinfliessenden funkigen Discotracks des italienischen Produzenten-Duos sind nach weniger als 30 Minuten zu Ende, ohne grosse Dynamik­sprünge gemacht zu haben. Doch die Vermischung verschiedener exotischer Musikeinflüsse mit groovigen Synths und knackigen Basslinien à la Khruangbin hat mich sofort gepackt. Nuova Napoli ist der Soundtrack für die Tanzfläche im Sommer, für den Cocktail an der Strandbar.