Der Herr der Ringe & der Hobbit
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Der Entführungsversuch in die Tolkien’sche Welt

Die Fantasiewelt Mittelerde machte am Donnerstagabend, 08. März 2018, in der Halle 622 Halt mit der Show «Der Herr der Ringe & der Hobbit». Ob sich die Tolkien’schen Wesen haben blicken lassen und wieso ich lieber von einem Ork entführt worden wäre? Dies und noch mehr erfahrt ihr in den nächsten Zeilen.

Vorspann

Allzu viele Zuschauer habe ich an diesem Abend in Oerlikon nicht erwartet. Die Werbung für den Event hielt sich in Grenzen und in meinem Umfeld wussten nur die wenigsten von diesem speziellen Ereignis. Das hielt mich jedoch nicht davon ab, mich auf den Weg ins Auenland zu machen, wo ich erst kurz vor dem Eingang von einer ansehnlichen Warteschlange gestoppt wurde.

Location

Für mich war es Premiere, die Halle 622 mit Sitzplätzen ausgestattet zu sehen. Meines Erachtens nach war der Zuschauerstrom gut geführt und Hilfe von Platzanweisern war ebenfalls vorhanden. Das Sitzerlebnis war allerdings weniger berauschend, denn es handelte sich hierbei um die typischen Holzstühle, wie man sie noch früher von den Klassenzimmern kennt. Irgendwie wollte das heutige Programm nicht so recht zur Location passen – Orchestershows kenne ich bis anhin eher vom KKL oder der Tonhalle Zürich.

Show

Um 20.10 Uhr kam das Orchester auf die Bühne, wo bereits so einiges los war mit all den verkabelten Instrumenten. Applaus ertönte und das Licht wurde gedimmt. Das Konzept der Show besteht darin, die Geschichten von J.R.R. Tolkien wiederzugeben durch Einsatz eines Geschichtenerzählers, einer multimedialen Show auf der Leinwand und einem Orchester. Das Ganze wollte jedoch nicht so recht miteinander harmonieren, ganz zum Leiden des doch ganz passablen Orchesters. Zunehmend störte ich mich auch ab der sogenannten Lichtshow, die mehr an einen unkontrollierten Anfall des Bedieners hinter der Steuerung erinnerte.

Nehme man als Beispiel den Geschichtenerzähler, der es partout nicht im Griff hatte, seine Texte in verständlicher Sprache von einem A4-Blatt abzulesen und dabei noch hörbar in sein Mikrofon zu sprechen. Mehr als zweimal verlor er dabei den Faden und musste die Erzählung mittendrin abbrechen. Da hörte sich das Ende der Geschichte mit Gollum beispielsweise so an „…damit Gollum irgendwie zu seinem Ring kam“. Was die Zuschauer anfänglich noch grosszügig goutierten, wurde mehr und mehr zur Lachnummer.

Eines war klar, die Aufmerksamkeitskurve der Zuschauer hielt sich wacker oben, weil man indessen nur noch auf den nächsten Patzer des Erzählers wartete.

Zuschauer

Die Tolkien-Fans waren von allen Schichten und Sparten vertreten. Ob jung oder alt, weiblich oder männlich, im Bandshirt oder mit Anzug. Das Publikum war äusserst nachgiebig, spendete mit der Zeit dann eher bemitleidenden Applaus. Als ich mich mal so umschaute, sah ich kopfschüttelnde Besucher und lachend-ungläubige Gesichter. Das Pausenthema war klar und vorhersehbar: Die klassische Orchestershow wurde zur Comedynummer. Einige hatten bereits schon genug gesehen und machten sich frühzeitig um 21.00 Uhr auf den Heimweg – ob sie da wohl eher von einem Ork entführt wurden?

Bis zum jetzigen Zeitpunkt frage ich mich, ob das Ganze eine komödiantische Inszenierung war oder ob die Show tatsächlich unabsichtlich in die völlig falsche Richtung ging. Wie dem auch sei, in die Fantasiewelt entführen, konnte mich die Show nicht – auch wenn ich das Orchester mit den Gesangsstimmen grandios fand. Knapp daneben ist eben auch vorbei.