Bad Bonn Kilbi 2017
© Philipp Heger

Bad Bonn Kilbi – Experimentierfreudige brauchen keinen Headliner

Die dem experimental Rock verschriebene Bad Bonn Kilbi beim schönen Schiffenensee in Düdingen besuchte ich vor etwa achtzehn Jahren zum ersten und letzen Mal. Für die siebenundzwanzigste Austragung des Festivals vom 02. bis 04. Juni 2017 gönnte ich mir wieder mal die volle Dreitages Dröhnung.

An so ein Ticket ranzukommen ist nicht einfach, denn die zweitausendzweihundert Tickets pro Tag sind jeweils innerhalb weniger Minuten ausverkauft!

Bei meinem Mitbewohner und seinen KollegInnen ist die Kilbi seit acht Jahren Pflichtprogramm. So schliesse ich mich dieser Gruppe an. Wie es sich gehört, fahren wir mit dem Familienbus. Der Zeltplatz ist etwas klein geraten, doch der Platz für die Busse und Autos ist riesig. So stellen wir Busse und Zelte um einen vorher definierten Grill- und Chillplatz. Die Nachbarn sprechen Französisch und haben schöne Stimmen. Was will man mehr.

Im Programmheft sucht man vergeblich nach einem Headliner. Es wurde einmal ein Versuch gemacht. Zu viele kamen nur für die eine Band. Die Veranstalter des Tonverein Bad Bonn erkannten die Qualität der Durchmischung des Publikums und halten nun an dieser Tradition fest. Von den achtundfünfzig Bands habe ich nur DJ Marcelle und Phil Hayes bereits live gehört, wenn ich mich richtig erinnere.

Wie die meisten Besucher, haben wir uns zuhause bereits auf Spotify durch die Bands gehört. Hier und da etwas gelb angestrichen. Es geht an der Bad Bonn Kilbi darum, neue Musik zu entdecken. Deshalb nur ein kleiner Einblick mit wenigen Bands, welche die Vielfalt meiner persönlichen Entdeckungen und Erinnerungen erahnen soll:

Die nationalen Protagonisten konnten musikalisch gut mit den internationalen mithalten. So hat mich die Komplexität der Songs von SchnellerTollerMeier beeindruckt.
Der Psyco-Pop Sänger von The Moonlandingz verausgabte sich völlig neben seiner ruhigen, zierlich hübschen Bassistin. Iggy Pop hätte es Freude bereitet.
Vom sphärischen Sound der Elektro-Groover Pandour aus Freiburg fühlte ich mich Sonntagnacht sehr abgeholt.

Das Publikum ist sich offensichtlich sympathisch, obwohl es ganz unterschiedliche Menschen sind. Der Altersdurchschnitt dürfte bei etwa dreissig liegen. Wobei wenige unter zwanzig sind. Alle sind friedlich.

Quadratisch, praktisch, gut

Bei zwei gedeckten Bühnen und einer im schweizweit bekannten Haus, ist die Organisation einer grösseren Gruppe relativ einfach. Hauptbühne vorne links. Nebenbühne vorne rechts.
Nur während des Champions League Finales verirrte ich mich länger ins Haus. Die Stimmung war gut mit Fussball, Liveband und Bar im selben Raum.
Allgemein fällt die Kilbi durch seine Kleinräumigkeit auf. Die Wege sind immer kurz. Von Bühne zu Bühne. Von Toilette zu Bar, zu Bühne etc. So braucht man am Bad Bonn auch kein Telefon oder eine Suchwand wie an den grossen Festivals. Nirgendwo sind lange Anstehschlangen. Man findet sich. Abkühlung gibt es im Schiffensee, der sich wenige Gehminuten vom Gelände anerbietet.

Obwohl ich an der Bar meist nur den Bierbecher nachfüllte ist mir etwas negatives aufgefallen. Die meisten anderen Getränke wurden in kleinen Pet- oder Aludosen verkauft. In unsere Gruppe waren wir uns einig: Ein ökologischer Blödsinn! Die Bierbecher mit Depot konnten an den Behältern der Wasserschutzorganisation Aqua Viva gespendet werden.

Vielleicht haben die Dosen etwas mit den Sponsoren zu tun. Diese fielen durch grosse Sonnensegel bzw. -schirme auf, welche meiner Meinung nach dem sonstigen Charme der Kilbi nicht gerecht werden. Beim Kaffee bin ich jedoch froh, dass sie einen guten Partner gefunden haben. Der war lecker! Die Essensstände sind vielseitig und man steht nur kurz an. Pech hatte ich mit den viel gelobten Flying-Falafel. Die waren schon etwas trocken. Deshalb bevorzugte ich meistens die Frühlingsrolle oder kurz „Lolle“.

Ein Lob möchte ich der Kilbi Staff anbringen. Freundlich und unkompliziert, jederzeit in guter Stimmung, waren sie stets Herr oder Frau der Lage. Ich habe keinen als Security gekennzeichneten Menschen gesehen. Notabene auch keine Situation, die das Eingreifen eines Solchen erfordert hätte.

Wie das Wetter war? Mikroklimatisch!