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© Philipp Heger

Der weisse Vorhang fällt

In ungewohnt kleinem Lokal boten Archive aus England am 27. November 2016, im ausverkauften Kaufleuten Zürich eine gute, vielseitige Show für Ohren und Augen.

Etwas verwirrt schaut das Publikum auf den Vorhang vor der Bühne. Dieser besteht aus langen weissen Fäden, welche nur wenig Sicht auf die Bühne erlauben. Als die ersten elektronischen Töne erklingen, wird das Geheimnis gelüftet. Die Fäden dienen als eine Art durchlässige Leinwand, auf der kunstvolle Bilder und aufwendige Effekte projiziert werden. Die Rückwand, bestehend aus LED Lampen, hinter der Bühne bringt dazu eine spannende Kombination zustande. Es gibt also auch eine Show fürs Auge und nicht nur für die Ohren.

Der Vorhang ist für Bands mit Lampenfieber zu empfehlen. Es wirkt als wäre die Band hinter einer Mauer, obwohl schon einiges zu erkennen ist auf der Bühne. Glücklicherweise lüftet sich der Vorhang nach einigen Songs. Die Showeffekte waren es aber wert.

Die Songs gestalten sich elektronischer als auf den älteren Alben. Schon alleine die verschiedenen Musikstile aus Trip-Hop, Indie-Rock und Post-Rock welche die Band mixt könnten verunsichernd wirken. Tun sie aber nicht. Verschiedene Stimmen, welche zu den einzelnen Songs passen, lassen diese Vielfältigkeit keineswegs zufällig wirken. Alles ist perfekt arrangiert.

Brachiale Bässe und Schlagzeug mischen sich in einem Song mit der weichen Stimme von Holly Martin. Baladenartige Songs mit Piano und Gitarrenmelodien entladen sich mit der Stimme von David Penney. Auch Pollard Berrier mochte mit seiner Stimme überzeugen, die er melodiös zu elektronischen Klängen wie auch Gitarrenriffs einzusetzen vermag. Obwohl hier nicht namentlich erwähnt, gilt jedem Bandmitglied grossen Respekt für diese Vielfältigkeit.

Eigentlich war, wie so oft in diesem Lokal, der einzige Negativpunkt das Lokal selbst. So schön es sein mag und so freundlich das Personal auch ist. Das die Gäste jeweils wenige Minuten nach dem Konzert das Lokal verlassen müssen, empfinde ich als Abfertigung der Konzertbesuchenden.

Das Publikum scheint trotzdem zufrieden zu sein. Regelmässige Archive KonzertgängerInnen bewerteten dieses Konzert als eines der Besten. Trotz zwei Stunden wunderbarer, vielseitiger Musik ist meine Lust auf Livemusik jedoch noch nicht abgeklungen. Dafür spielt am Sonntagabend jeweils das Trio from Hell im Helsinki um noch tanzen zu gehen.