© Baptiste Krützmann

3½ Gründe für den Konzerbesuch von Noel Gallagher’s High Flying Birds

Noel Gallagher gilt ja nicht gerade als Sympathieträger und Rampensau. So kann man immer wieder von kleineren, unangebrachten Ausrastern lesen, wie etwa kürzlich bei einem Konzert in Melbourne. Mister Gallagher wies dort einen Besucher des Konzertes unzimperlich zurecht, da dieser zum Unbehagen von Noel Seifenblasen in die Luft blies. Trotzdem gab es mindestens 3½ Gründe, das Konzert von Noel Gallagher’s High Flying Birds in Zürich zu besuchen.

Grund 1: Man möchte bei einem Skandal von Noel Gallagher dabei sein. Die Gallaghers waren bekannt für ihre Ausraster und Skandale. Bereits zu Oasis-Zeiten berichteten die Zeitungen regelmässig von verwüsteten Hotelzimmer oder Streitereien der beiden Brüder Noel & Liam. Dies führte schlussendlich auch zur Trennung der Band. Noel ist wohl ein wenig älter geworden und die Skandale und Berichterstattungen um seine Person wurden weniger. Doch kam es immer wieder vor, dass er auf der Bühne die Beherrschung verlor, wie eingangs erwähnt etwa in Melbourne. Besucher, die sich jedoch auf einen Ausraster Noels im Zürcher X-tra am 11. April 2016 freuten, wurden enttäuscht. Die Interaktion mit dem Publikum beschränkte sich auf ein «Thank you» und die obligate Frage wie es denn so geht. Das Set wurde Lied für Lied professionell runtergespielt, was mich zum nächsten Grund führt.

Grund 2: Man möchte Vollprofis bei der Arbeit zuschauen. Seit über 25 Jahren steht Noel Gallagher auf der Bühne. Nach der Auflösung von Oasis 2009 formierten sich sieben talentierte Musiker um Noel, die sich High Flying Birds nennen. Es war ein Vergnügen, dieser Formation bei der Arbeit zuzusehen oder vielmehr zuzuhören. Schiefe Töne waren Fehlanzeigen. Je länger der Abend dauerte, vermisste ich jedoch jenes Aussergewöhnliche und Überraschende, was so ein Konzertbesuch im besten Fall mit sich bringt. Der besondere Charakter von Noel Gallagher hat wohl auf die Band abgefärbt, so wirkte es auf jeden Fall. Nichtsdestotrotz brachten die gut vorgetragenen Hits das ausverkaufte X-tra zum kochen, was mich zu einem weiteren Grund bringt.

Grund 3: Man möchte mal wieder in der Vergangenheit schwelgen. Schliesslich kennt man Noel Gallagher vor allem als den begabten Kopf von Oasis, aus dem grosse Britpop-Hits wie etwa Champagne Supernova oder Wanderwall stammen. Sind wir nicht alle mit diesen mitreissenden Songs aufgewachsen und verbinden nun Momente und Gefühle aus der Jugend? So erging es wohl auch der grossen Mehrheit des Publikums an diesem Montagabend. Während das Publikum bei eigenen Songs von Noel Gallagher eher passiv zuhörte, war die Stimmung bei den vorgetragenen Oasis Hits jeweils am Siedepunkt. Dies war wohl auch Herrn Gallagher bewusst,  hätte er sonst nicht eine Vielzahl von Oasi Liedern in die Setlist aufgenommen. Vor allem beim letzten Lied diese Abends, Don’t look Back in Ager, blieb keine Hand beziehungsweise kein Mobiltelefon mehr unten und unzählige Kindheitserinnerungen schossen durch den Kopf.

Zum Schluss noch Grund 3½: Man mag die Vorband. Augustines hiess die Vorband an diesem Abend und kam direkt aus Brooklyn New York. Mit viel Energie betraten die drei Jungs die Bühne, um das anwesende Publikum ein wenig aufzuwärmen. Für die D-Seite der Gitarre von Bandleader McCharthy offensichtlich ein wenig zu viel Energie. Sie riess bereits beim ersten Lied und musste ausgewechselt werden. Der gitarrenlastige Indie-Rock passte zum Vorprogramm und machten Lust auf mehr. Glaubt man Wikipedia wäre da jedoch noch viel mehr drin gelegen, ist Augustines doch «…known for intense shows and heavy interaction with the audience».